piwik no script img

Bombenanschlag im Zentrum von Medellin

■ Sprengsatz in kolumbianischer Provinzhauptstadt forderte mindestens 27 Tote / Chef des Drogenkartells von Cali nach monatelanger Fahndung verhaftet

Medellin/Santafé de Bogotá (dpa/taz) – Bei einem Bombenanschlag sind im Zentrum der westkolumbianischen Stadt Medellin am späten Samstag abend mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen und 217 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Ein Polizeisprecher gab dazu gestern Einzelheiten bekannt. Danach explodierte die zehn Kilogramm schwere Bombe bei einer Statue in einem Park, in dem sich mehrere hundert Menschen bei einem Straßenfest vergnügten. Eine verdächtige Person wurde verhaftet.

Helfer des Roten Kreuzes und des Zivilschutzes waren fast die gesamte Nacht mit der Bergung der Leichen und der Betreuung der Verletzten beschäftigt. Fünf Menschen waren auf der Stelle tot, die restlichen Opfer erlagen später ihren Verletzungen. Die Schwerverletzten wurden in verschiedene Kliniken Medellins, der Hauptstadt des Departements Antioquia, eingeliefert. Der Ort des Anschlags war nur 200 Meter vom Hauptquartier der Polizei entfernt. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unbekannt. Medellins Polizeichef General Alfredo Salgado erklärte allerdings, es handele sich wahrscheinlich um eine Tat der linken Guerilla. Zuvor war ein Zusammenhang mit der 24 Stunden vor dem Anschlag erfolgten Festnahme des Chefs des Kokain-Kartells von Cali, Gilberto Rodríguez Orejuela, nicht ausgeschlossen worden.

Orejuela war am Freitag in die Hände der Polizei gefallen. Übergewichtig, bärtig und bleich wurde der Chef des sogenannten Drogenkartells von Cali wenige Stunden später im Polizeipalast der Presse präsentiert. Präsident Ernesto Samper, der von einem „großen Sieg für die kolumbianische Nation“ sprach, hat mit diesem Coup seine politische Zukunft gerettet. Montag letzter Woche hatte Samper seinem Verteidigungsminister Fernando Botero und den Generälen des Armee-Oberkommandos ein Ultimatum gesetzt: Bis zum 7. August, dem ersten Jahrestag seiner Amtsübernahme, müsse ein entscheidender Schlag gegen das Drogenkartell von Cali, dem 80 Prozent der Kokainlieferungen in die USA zugeschrieben werden, zu melden sein. Wenige Tage später war es bereits soweit. Der 56jährige Kokainzar wurde in einem Versteck hinter einem Wandschrank in einer Villa des Nobelviertels Santa Mónica im Norden von Cali gestellt. R. L.

Siehe auch Seite 11

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen