: Afrikanische Klaviere
■ Konzertreihe: Musik von jungen Komponisten aus Afrika
Eine absolute Rarität, die am Samstag bei „dacapo“ zu hören ist: Neue Musik aus Afrika – Musik, die sicher auch auf schmerzliche Weise die Folgen von Kolonialisierung und Unterdrückung deutlich macht. Das Konzert im Überseemuseum soll aber auch zeigen, daß die musikalischen Traditionen Afrikas ungebrochen sind – im Gegensatz zu den meisten in Europa.
Es ist schon zum Staunen: Ausgerechnet das Streichquartett und das Klavier sind die Repräsentanten heutiger afrikanischer Musik bei „dacapo“. Dabei ist ja das Klavier mit seiner chromatischen Tonaufteilung auf den ersten Blick am wenigsten geeignet, die afrikanische Pentatonik (also die fünfstufige Ganztonleiter) wiederzugeben.
Nachdem das Freiburger Streichquartett Aventure die Dacapo-Reihe über neue Kompositionen aus Afrika eröffnet hat, tritt nun heute Abend im Übersee-Museum Armin Fuchs auf. Der hat sich sich vor allem einen Namen in der Intepretation Neuer Musik gemacht. Bei heutiger afrikanischer Klaviermusik dürfte es sich für das Publikum um gänzliches Neuland handeln. Einige Streichquartette afrikanischer Komponisten hingegen werden durch die Interpretationen des Kronos-Quartettes nicht ganz unbekannt sein. Alle verarbeiten auf unterschiedliche Art die eigene, innere Konfrontation von afrikanischen Musiktraditionen mit europäischen Ausbildungen.
Der komplexe Reichtum afrikanischer Musik schimmert dabei entweder nur durch oder er ist primärer Gegenstand der kompositorischen Auseinandersetzung bei den sieben Komponisten aus Nigeria, Ghana, Kenia und Südafrika. Da gibt es Ato Turkson aus Ghana zum Beispiel, der noch bei Arnold Schönberg studiert hat, und der am wenigsten den Versuch unternimmt, das heimische Idiom zu integrieren. Akin Euba aus Nigeria ist auch als Forscher tätig und versucht, die Stilmittel der Yoruba-Musik zu transformieren, ähnlich vielleicht wie Béla Bartok die ungarische Volksmusik zur Basis seiner Ästhetik gemacht hat. Auch Kenneth Kafui leitet seine Rhythmen aus der heimischen Trommelmusik ab, und Gyimah Labi aus Ghana zeigt mit seinem hier gespielten Stück „Dialects I“, wie wichtig das gerade das Klavier für die Entwicklung eigenständiger Musik geworden ist. usl Samstag, 20 Uhr, Überseemuseum
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen