: Unterm Strich
Handschriften werden immer beliebter: Unter den Linden zu Berlin steht in einem kleinen Büdchen ein Computer, der die selbige für Reichstags-immer- noch-nicht-Verhüllungs-BesucherInnen analysiert; und gleichfalls in Berlin wurden sogar gestohlene Handschriften gefunden. Die Polizei jedenfalls hat bei gleichzeitigen Durchsuchungen in Berlin und Sankt Petersburg etwa 5.000 wertvolle Handschriften aus der Zarenzeit sichergestellt, die aus aus dem Staatsarchiv der russischen Stadt gestohlen worden waren. Wie der Berliner Justizsprecher Rüdiger Reiff am Donnerstag mitteilte, handelt es sich um Dokumente von höchstem historischen und kulturpolitischen Wert. Nach den bisherigen Ermittlungen seien die Dokumente im Auftrag eines Russen von einer 34jährigen Berlinerin einem Auktionshaus angeboten worden. Der Auktionator habe sich daraufhin mit dem Staatsarchiv in Verbindung gesetzt, das die Polizei informiert habe.
Auch die italienische Polizei hat bei einer Großfahndung gegen einen internationalen Ring von Kunstdieben über 200 gestohlene Werke, darunter Bilder von Canaletto und Tiepolo, sichergestellt. Weitere 2.800 Kunstgegenstände zweifelhafter Herkunft, von denen ein großer Teil vermutlich ebenfalls gestohlen ist, wurden in der toskanischen Stadt Arezzo entdeckt. Wie Carabinieri berichteten, wurden die drei mutmaßlichen Haupttäter festgenommen.
Ein Märchenschloß, von dem Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser geschaffen, ist am Donnerstag als Kindergarten und Hort in Frankfurt eröffnet worden. Vom Garten führt ein Wiesenhang zwischen Bäumen hindurch aufs Dach, wo den Kleinen eine Aussichtsplattform unter einer vergoldeten Kuppel eingerichtet wurde. Mit rund 7,7 Millionen Mark Gesamtkosten ist die Tagesstätte für etwa 100 Kinder allerdings auch die wohl teuerste in Deutschland. „Ein billig gebautes Haus kommt die Allgemeinheit teurer zu stehen, weil es die Menschen unglücklich und krank macht“, erklärte der Architekt und schimpfte auf die gefühllose Bauhaus-Mentalität, die die Städte zu Betonwüsten gemacht habe. Sein Kindergarten dagegen sei in Harmonie mit Natur und menschlicher Kreativität: „Was ich der Natur am Boden weggenommen habe, habe ich ihr auf dem Dach wieder gegeben.“ Das Haus ist wie ein bunter Traum aus 1001 Nacht: Unebene Böden sind mit unterschiedlichsten Fliesen und Steinen belegt, jedes Fenster ist anders gestaltet. Von einem Aquarium am Eingang führt eine wellenförmig geschwungene Treppe nach oben, wo Bullaugen und Galerien überraschende Ausblicke ermöglichen. Die Leiterin der Kindertagesstätte, Iris Butz, zeigte sich ebenso begeistert wie die Kinder, die sich jauchzend den Hang herabrollen ließen. „Ich denke, daß ihr Spiel und ihre Phantasie von diesem Bau angeregt wird. Das Warten hat sich gelohnt.“
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