■ Umzugsbeschleuniger Töpfer
: Einmannshow

Wer in der Vergangenheit den Bundesumweltminister Klaus Töpfer nur für eine Rhetorikmaschine zur verbalen Entsorgung von ökologischen Problemen hielt, darf beim Bundesbauminister und obersten Umzugsbeauftragten sein Urteil revidieren. In dem knappen Dreivierteljahr seit seinem Amtsantritt hat der Christdemokrat beim Umzugsunternehmen Bonn–Berlin mehr bewegt als zuvor alle Beteiligten zusammen in den vier Jahren seit dem Umzugsbeschluß des Bundestags. Kein Anlaß besteht mehr, über die beinharte Sabotage der mittleren Bonner Administrationsebene zu klagen oder darüber, daß Berliner Sorgen in Bonn nicht verstanden werden. Statt dessen wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Der Abriß des DDR-Staatsratsgebäudes ist vom Tisch, die Planungen für den Neubau eines Außenministeriums auf der Spreeinsel ebenso. Selbst beim Neubau des Kanzleramts droht nicht mehr eine selbstherrliche Entscheidung des Kanzlers. Am wichtigsten: Töpfer hat es in wenigen Monaten vermocht, alle Begehrlichkeiten selbstverliebter Ressortchefs nach teuren Neubauten abzuschmettern und ihnen den Einzug in restaurierte Altbauten an der Spree zu verordnen. Die Berliner Politiker sind bei so viel Töpferscher Dynamik in den letzten Monaten zu blassen Randfiguren geworden.

Sein jetziger Vorschlag, die Bundesregierung solle als Zwischennutzer in zunächst leerstehende Bürobauten umziehen, ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Nicht nur weil kein Berliner Politiker es wagen würde, einen solchen Vorschlag zu machen, aus Sorge, damit die Bonner Sensibelchen zu verschrecken und als Radikaler dazustehen. Klaus Töpfer zieht dabei nur einen naheliegenden Schluß aus dem rasanten Preisverfall auf dem Berliner Mietenmarkt. Der Umzugsunternehmer Töpfer plädiert zugleich ungeniert für einen extrem beschleunigten Umzug, wenn er auf die Hunderttausende Quadratmeter von brandneuen, aber ungenutzten Büroflächen hinweist. Nur so ist auch sein Hinweis zu verstehen, selbstverständlich solle beim Fest zum fünfzigsten Jubiläum der Bundesrepublik 1999 die Bundesregierung in Berlin sitzen. Kaum vorstellbar, daß er dies ohne Rücksprache mit seinem Chef vorschlägt. Gerd Nowakowski