: „Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr“
■ „Spiegel“-Vorwürfe gegen Klassenlotterie: Bei der Gewinnermittlung wurde gegen die Spielregeln verstoßen / Vorstand spricht von Arbeit „ohne jeden Tadel“
Die Deutsche Klassenlotterie Berlin, zur Zeit federführend im Deutschen Lotto- und Toto-Block, hat gestern alle Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten bei der Gewinnausschüttung pathetisch zurückgewiesen: Die Lottoziehungen seien „ohne jeden Tadel“, so der Vorstand der Lotteriegesellschaft.
Laut Spiegel waren Lottospieler in der Vergangenheit wiederholt ums große Glück betrogen worden. So wurden beispielsweise in Stuttgart komplette Gewinnziehungen wiederholt, weil die Sendezeit überzogen worden war. Damit der Goldregen zwischen Werbeblock und Nachrichten den Fernsehplan nicht durcheinanderbrachte, wurde die Trommel erneut gedreht und die Glückszahlen schneller gezogen. Ein Lotterie- Notar wollte laut dem Bericht gar zur Wiederholung der Prozedur ansetzen, weil er den ausländisch klingenden Namen eines Gewinners nicht aussprechen konnte.
Der Kommentar der Lottogesellschaft zu den Vorwürfen: „Der Vorwurf der Manipulation ist in vollem Umfang haltlos und wird mit Entschiedenheit zurückgewiesen.“ Bislang seien die Ziehungen der Lottozahlen „ohne jede Beanstandung geblieben“. Allerdings wurde vorsichtshalber noch nachgeschoben, daß Unregelmäßigkeiten in Baden-Württemberg „aufgearbeitet und heute ausgeschlossen“ seien.
Geschäftsführer Falko von Falkenhayn verteidigte gegenüber der taz auch das Verfahren, besondere Gewinne zunächst auf die Bundesländer zu verteilen. „Wenn wir nur zehn Luxusautos zu verlosen haben, ist dies das einzig gerechte Verfahren“, so Falkenhayn. „Jede Lottogesellschaft ist entsprechend ihrem Gesamtanteil in der Vorauswahl vertreten“, erklärt der Geschäftsführer das Prinzip. Pech haben bei solchen Gewinnverteilungen die kleinen Gesellschaften: Die Bremer zum Beispiel steuern nur knapp ein Prozent des Umsatzes zum Glücksspiel bei. Also haben sie auch nur eine Chance von eins zu neunundneunzig, daß überhaupt ein Sondergewinn in ihre Region gelangt.
Besonders hart traf es im Ländle die treuesten Lottospieler: Die Besitzer von Vier- und Fünfwochenscheinen nahmen nach der ersten Woche gar nicht mehr an der Auslosung teil, weil es der Lotto-Zentrale zu aufwendig war, die Dauerscheine jede Woche aufs neue für die Extraverlosung auszusortieren. Aufgeflogen war der Betrug bei einer Prüfung durch die „Treuarbeit-Revision“, die sich jedoch nur auf Baden-Württemberg bezog.
„In Berlin kann dieses Vorgehen mit Sicherheit ausgeschlossen werden“, erklärte Falko von Falkenhayn, Geschäftsführer der Deutschen Klassenlotterie Berlin. Den Vorwurf, Lotto-Chefs hätten sich ungebührlich an dem Geschäft mit dem Glück bereichert, wies von Falkenhayn für Berlin ebenfalls als „völlig haltlos“ zurück. Auch der Präsident des Landesrechnungshofs, Horst Grysczyk, bestätigte, daß die Wirtschaftsprüfung der Berliner Klassenlotterie keinen Anlaß für irgendwelche Befürchtungen gebe. Hinsichtlich der im Spiegel monierten Fehler im Spielverfahren äußerte sich Grysczyk dagegen vorsichtig. „In diesem Bereich ist der Berliner Rechnungshof nicht zuständig. Diese Angaben entziehen sich meinem Kenntnisstand“, sagte der oberste Rechnungsprüfer von Berlin. Gesa Schulz
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