■ beiseite
: Im Schlachthof

Von 1880 bis 1991 stillte der Berliner Zentralviehhof zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain den Fleischhunger der großen Stadt. Jetzt soll das riesige Gelände zwischen Frankfurter und Landsberger Allee mit Büros und Wohnungen bebaut werden. Die ärmliche Umgebung kann einen ökonomischen Motor gut gebrauchen. Von den allmählich verfallenden Ställen, Schlachthallen und Schornsteinen aus der Gründerzeit wird dann allerdings kaum noch etwas übrig sein. Sogar die Paradestücke sollen dem Bagger zum Opfer fallen.

Eine Ausstellung des Prenzlauer-Berg-Museums in der ehemaligen Darmschleimerei dokumentiert die Geschichte des Schlachthofs, seine Organisation und die soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Großbetriebs für die Quartiere in der Umgebung. Auch ein anspruchsvolles Begleitprogramm rund ums Sterben, Morden und Siechen hat man zusammengestellt, das am selben Ort (wir wollen ihn nicht noch einmal nennen) stattfindet: Morgen liest Katja Lange-Müller aus ihrem unveröffentlichten Werk „Verfrühte Tierliebe“ (für das sie mit dem Döblin-Preis ausgezeichnet wurde), anschließend läuft nach dem Kurzfilm „Das Blut der Tiere“ (1949) „Berlin Alexanderplatz“ (1931) (mit der berühmten Schlachthofszene). Eine Woche später, am 13. Juli, liest Adolf Endler aus „Tarzan am Prenzlauer Berg“. Danach ist Schlingensiefs Wende-Drama „Das Deutsche Kettensägenmassaker“ zu sehen. Die Reihe endet am 20. Juli mit einer Lesung der „Sklaven“ aus der Krankenakte von Franz Jung und der Kannibalenkomödie „Eat the Rich“. Die Lesungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr, die Filme um 22 Uhr. Mitte August, kurz bevor der Abriß beginnen soll, veranstaltet die Deutsche Gesellschaft im Schlachthof ein Symposion mit Architekturhistorikern und Architekten. Wird sich damit der Totalabriß der Klinkerhallen noch verhindern lassen? Ausstellung geöffnet Di., Mi., Do. und So., 12–20 Uhr, Darmschleimerei, Thaerstr. 29, Prenzlauer Berg.