Ein „seriöser“ Geschäftsmann

■ Ion Tiriac wurde vom Popelmanager zum Firmenmogul

Argwohn hat die Öffentlichkeit Ion Tiriac (56) eigentlich stets entgegengebracht. Es bot sich halt an. Der Mann, so scheint es, schaut stets finster. Mit den Dauerwellen, dem Schnauzer und der omnipräsenten, geschmacksfreien Sonnenbrille hat er sich freiwillig als Karikatur eines Managers inszeniert. Dabei ist er zweifelsfrei einer. Nun kommt der Mann auch noch aus Brasov, einer Kleinstadt irgendwo in Rumänien. Da war der Begriff „Vampir“ schnell gefunden. Daß der einst recht, doch nicht sensationell erfolgreiche Tennis-Profi als Manager andere auszusaugen pflegte, ist stets bestritten worden. Von ihm.

Tiriac hat den Spieler Boris Becker zu dem promotet, was er war, als der vor zwei Jahren genug hatte und Freundschaft und Prozente aufkündigte. Jedenfalls war es Becker, der dem Tennis-Manager die große Welt erschloß. Tiriac bekam dort Zutritt, wo es ihn stets hingezogen hatte: Hoch oben, ganz oben. Mit dem Lockvogel Becker bekam der Rumäne dann auch den Fuß in die Mercedes-Tür, lernte den mittlerweile verstorbenen Mercedes-Chef Werner Niefer kennen, und der ihn schätzen; die Geschäfte liefen an und der, wie man vermuten darf, trotz aller Erfolge stets an seiner Herkunft knabbernde Tiriac bekam Zutritt zu den Yachten, auf denen auch Menschen wie Edzard Reuter oder Lothar Späth sich sonnten.

Weil Tiriac mit dem Veranstalten und der Vermarktung von Tennisturnieren auch in anderen Bereichen die richtigen Leute kennenlernte, jene nämlich, die er zum Tennis gelockt hatte, wurde er zu einem „der erfolgreichsten Geschäftsmänner der vergangenen Jahre“ (dpa). Heute besitzt er ein Firmenkonglomerat, zu dem in Rumänien eine Bank, eine Versicherung, besagte Autovertretungen und ein Fernsehsender gehören. Ganz zu schweigen von Golfplätzen und Hotels auf Hawaii und in Kalifornien. Tiriac, so heißt es, habe in seinem Leben vor allem eines gesucht: die Anerkennung als Geschäftsmann. Sein Lieblingsadjektiv ist „seriös“. Peter Unfried