: Blumentod -betr.: Erste Bügerschaftssitzung, taz v. 5.7.1995
Betr.: Erste Bürgerschaftssitzung, taz v. 5.7.
Anläßlich der ersten Bürgerschaftssitzung in der neuen Legislaturperiode erschien es uns notwendig, anläßlich des Koalitionspapiers unseren Protest zu artikulieren. Die angekündigten 10 Prozent Kürzung bei allen freien Trägern zeugen davon, daß den Politikern die Argumente ausgehen und sie dann scheinbar „gerecht“ bei allen „gleich“ kürzen! Inwieweit dies in erster Linie populistische Gleichmacherei ist oder der Rasenmäher dann auch die schönsten Blüten mitnimmt, werden wir in einiger Zeit sehen können.
Daß unseren Jugendverband 10 Prozent an die Schmerzgrenze gehen, wollten wir mit einer plastischen Aktion deutlich machen, die uns selbst viel Schmerzen bereitete: Wir überreichten den Politikern eine Blume, doch kurz vor der Übergabe schnitten wir die Blüte ab. Wir hatten vorher lange darüber gesprochen Wir kamen zu dem Schluß, ja! Denn um eine menschliche Regung von Politikern zu bekommen schien uns dies notwendig. Und der Erfolg gab uns recht. Ob Herr Nölle, Herr Rebers, Herr Bernbacher oder Herr Metz: Viele schüttelten die Köpfe, waren entsetzt, sprachen von Massaker. (..)
Wir glauben Politikern durchaus, wenn sie immer wieder betonen, wieviel Probleme sie mit den Kürzungen haben, aber es müsse halt sein. Uns tat es auch weh, die Blüten abzuschneiden, aber es mußte wohl sein, um so etwas wie Mitgefühl von den Politikern zu spüren. (..)
Leider waren außer uns nur noch zwei weitere Projekte auf dem Marktplatz, viele winkten schon im Vorfeld ab, nach dem Motto: Untereinander schimpfen wir viel über die Kürzungen, doch ich beiß doch nicht in die Hand des Herrchens, aus der ich fresse! Traurig! Hoffen wir, daß Zivilcourage in nächster Zeit wieder zunimmt – sonst regiert nur noch die Angst! Naturfreundejugend Bremen
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