piwik no script img

■ Schwache Darbietung der Münchener KorruptionsbühneAlles Schmarrn

Seit Jahrzehnten beglückte das bayerische Staatstheater das lokale wie überregionale Publikum mit einem Dauerbrenner: Mit wechselnden Titeln und wechselnden Protagonisten varriierte eine eingespielte CSU-Schauspieltruppe das Thema „die Macht und ihr Preis“.

„Preis“ wurde im Falle der weiß-blauen Inszenierungen ganz wörtlich und derb als Gewinnverbuchung interpretiert (und nicht etwa als Verlust an Integrität in Verbindung mit Machtpositionen). Einer alten Schwanktradition folgend, ging es in der CSU- Lesart lange Zeit eigentlich immer nur darum, wie ein zu Einfluß gekommener Politiker mit viel Lärm und „Hinterfotzigkeit“ möglichst viel „Diridari“ zusammenrafft und dafür dann bei Freund und Feind beträchtliches Ansehen erwirbt. Unvergessen in der Paraderolle des „Hundskrippi, verreckta“ bleibt F. J. Strauß . Wie keinem anderen ist es ihm gelungen, die Botschaft „Hund samma scho“ als hinreichendes Konstituum bayrischer Machtpolitik fest in der deutschen Politik zu verankern. Mit dem Ausscheiden von FJS aus dem Ensemble mußte das bayrische Affären- Theater notgedrungen neue Wege gehen. In den jüngeren Produktionen wie „Amigo“, „Kanzlei“, „Käseschachtel“ wurde mehr auf die Ausarbeitung der Rolle der verfolgten Unschuld geachtet. Zusätzlich dazu experimentierte man sogar mit einer neue Figur namens „Saubermann“, für die Edmund Stoiber seit mehreren Jahren probt.

Die neuesten Meldungen über vermutete beträchtliche Steuerhinterziehungen der Herren Streibl, Tandler und Glück wirken wie der letzte verzweifelte Versuch, den alten Sauhund noch mal rauszulassen. Doch wo einst ein starker, beseelter schwarzer Filz war, ist heute nur ein trübes, dunkles Loch. Die Personaldecke für die Korruptionsschwänke wird dünn. Wie anders ist es sonst zu erklären, daß weitgehend abgehalfterte Politiker, für die sich kaum noch eine Sau interessiert, plötzlich wieder als „Hundskrippi“ reüssieren wollen? Selbst CSU-Generalsekretär Protzner weist in seiner eilfertigen Erklärung zu der neuen Trio-Affäre darauf hin, daß zumindest Streibl und Tandler keine „Persönlichkeiten der CSU-Führungsgremien mehr sind“. Die aktuellen „Persönlichkeiten“ hingegen langweilen das Publikum wieder mal mit den üblichen faden Dementis. „Alles Schmarrn“ ließ sich Theo Waigel am Wochenende zu den Vorwürfen der ermittelnden Staatsanwaltschaft vernehmen. Bei Strauß hätte die gar nicht ermitteln dürfen. Das saftlose CSU-Staatstheater gehört aufgelöst. Und wenn sie es selber machen, die Hundlinge! Thomas Pampuch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen