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Unterm Strich

Der Aufsichtsrat der documenta GmbH hat am Montag den Geschäftsführer Roman Soukup beurlaubt. Sein über die kommende documenta 10 im Sommer 1997 hinaus laufender Arbeitsvertrag soll bis Oktober diesen Jahres einvernehmlich gelöst werden. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Schmidt bestätigte indirekt, daß Soukup bei der Werbung von Sponsoren offenbar seine Kompetenzen überschritten habe. Sponsoren dürften nicht das künstlerische Umfeld dominieren und nicht ohne Rücksprache mit der künstlerischen Leiterin der kommenden Weltkunstschau, Catherine David, geworben werden. Diese nannte die Beurlaubung Soukups eine „schwere Entscheidung“, begrüßte es aber, „daß der Aufsichtsrat für mich gute Arbeitsvoraussetzungen geschaffen hat“. Zugleich sagte David, sie werde in absehbarer Zeit „keinesfalls eine Liste der Künstlernamen veröffentlichen“. Dies sei auch in vergangenen Jahren teilweise erst drei Monate vor Beginn der documenta geschehen. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Jan Hoet werde es bei ihr auch keine Boxkämpfe oder „ganze Nächte mit Dias“ geben. Unabhängig von einem möglichen neuen Geschäftsführer wolle sie in Kassel eine Assistentin einsetzen, die für die „Organisation und Logistik“ zuständig sein soll. Sie werde aber „keinen Namen nennen, bevor nicht ein Vertrag unterzeichnet ist“. Zu der Frage, in welchem Umfang bereits Sponsorenverträge bestehen und welcher Anteil davon durch einen Wechsel in der Geschäftsführung gefährdet sein könnte, machte Schmidt keine Angaben. Der Etat der documenta 10 liegt bei rund 20 Millionen Mark. Davon sollen jeweils rund acht Millionen Mark durch öffentliche Zuschüsse und Eintrittsgelder, der Rest durch Sponsoren gedeckt werden.

Neun Monate nach der Neugründung der Frankfurter Verlagsanstalt (FVA), die ihr Gründer Klaus Schöffling 1987 wegen Finanzschwierigkeiten hatte verkaufen müssen, hat Joachim Unseld jetzt sein erstes Buchprogramm vorgelegt. Der Verlag will Architektur ins Programm bringen und mit neuer deutschsprachiger Literatur sowie unbekannten Autoren aus Frankreich, Spanien und dem angelsächsischen Raum erlesene Literatur (fein verlesen und ohne viel Federlesens) entdecken und verbreiten. Die Preise sollen „ganz normal“ sein und zwischen 29,80 und 44 Mark pendeln.

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