: Aus dem Stand losheulen
■ Gute Zeiten für schlichten Gesang: Schon fünf CDs hat der RTL-Soap-Star Andreas Elsholz eingespielt. Nur mit seiner Gitarre weiß er nichts anzufangen
Andreas Elsholz (23) ist ein schlauer Fuchs. Der ehemalige Kfz- Mechaniker ist ein begehrter Seriendarsteller geworden, obwohl er gar nicht schauspielern kann; er hat bereits vier Maxis und eine komplette CD besungen, ohne auch nur einen Ton zu singen, und sogar zwei Bücher sind unter seinem Namen erschienen – und, na klar, nicht von ihm geschrieben. Aus „Gute Zeichen, schlechte Zeiten“ will er wegen der Qualität der Serie (!) aussteigen und lieber andere Rollen – aber keine bösen! – annehmen. Seine neue Single heißt „Weil ich Dich liebe“, und – was soll man sagen – Matthias Reim hätte es auch nicht besser gekonnt.
taz: Andreas Elsholz verläßt „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, tönt es durch die Medienlandschaft. Ist das wahr?
Andreas Elsholz: Ich habe den Wunsch geäußert, ab dem 31. Dezember aus dem Vertrag entlassen zu werden. Das sind dann vier Jahre „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, und ich will jetzt mal was anderes machen. Serien von anderem Format oder TV-Movies. Ich habe seit einigen Monaten das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
Am Anfang war die Serie ja qualitativ ...
... eine Katastrophe, und wir alle wurden nicht zu Unrecht Laiendarsteller geschimpft. Wir haben deshalb auch von Anfang an neben den Dreharbeiten dreimal in der Woche Schauspielunterricht genommen. Sprach-, Sprech- und Bewegungsübungen, das ist schon eine gute Sache.
Ist es nicht eine Zumutung für den Zuschauer, learning by doing auf Sendung zu gehen?
Man muß sich ja nicht quälen lassen, niemand wird gezwungen, einzuschalten. Am Anfang hat auch kaum einer zugeguckt, mit der Zeit sind dann aber die Dialoge, die Kostüme, die Schauspieler besser geworden. Ich kann jetzt zum Beispiel aus dem Stand losheulen, und diese Weiterentwicklung honoriert der Zuschauer.
Du sagst, daß es dir sehr wichtig ist, daß die gespielte Figur Heiko mit dir „total identisch“ ist. Ist das denn dann überhaupt Schauspielen?
Warum soll ich mir als Sympathieträger einer solchen Sendung Thunfisch reinziehen? Warum sollte ich rauchen und kiffen? Irgendwo hat dieser Heiko auch eine gewisse Vorbildfunktion. Wir alle wissen, wie Thunfisch gefangen wird.
Aha, Vorbild also, ist das die Funktion der Serie?
Nein, die ist zur Unterhaltung unserer Zielgruppe da. Und die geht quer durch, das gucken sich vier Millionen an, Rechtsanwälte, Arbeitslose und Hausbesetzer. Es ist Unterhaltung, es geht nicht darum, Leuten eine politische Meinung aufzudrücken, es soll einfach Spaß machen, sich das reinzuziehen. Man soll keinen künstlerischen Grund in der Sendung suchen, man soll auch keinen künstlerischen Anspruch bei meiner Musik suchen, das machen andere Leute. Kunst und Kommerz schon im Alter von 23 Jahren zu verbinden, ist verdammt schwer.
Die Priorität liegt also auf dem Kommerziellen. Dein Name ist ein Produkt.
Wenn du bei einem Kommerzsender mitspielst, noch dazu in einer Soap, die eine Gelddruckmaschine ist ...
... dann werden auf deinem schönen Rücken Vermarktungsschlachten ausgetragen?
In gewissem Sinne schon.
Das alles wird doch ohne Anspruch auf Bedürfnisse hingeschrieben, Buch und Songs haben ja kaum Eigenwert, da zählt doch wirklich nur der Name.
Ich kann doch schreiben, was das für ein Gefühl war, zum ersten Mal in Amerika zu sein, verbunden mit ein paar schönen Fotos, meinem Tagesablauf, damit die Leute, die Interesse daran haben, mir als Person mit diesem Taschenbuch näher kommen und mich verstehen können.
Dafür mistet du ja sogar Pferdeställe aus. Auf dem Cover einer Mädchen-Pferdezeitschrift warst du mit Mistgabel zu sehen ...
Das darf man alles nicht so bierernst nehmen. Man nimmt sich halt so ein bißchen Heu und mistet so ein bißchen den Stall aus ...
Worin besteht deine Starqualität?
Ich bin als Person, als Mensch gut angekommen. Wenn ich jetzt den absoluten Macho raushängen lassen würde, den absolut arroganten Larry, würden die mir den Finger zeigen, und ich könnte mir meine Platten in den Arsch stecken.
Wie würdest du deine Musik bezeichnen?
Es sind Balladen mit romantisch angehauchten Texten, wie „Weil ich Dich liebe“ oder „Gib mir noch Zeit“, Sachen, die jedem schon mal passiert sind. Ich finde es einfach auch total super, eine CD von mir in der Hand zu haben. In meinem Auto habe ich einen CD-Wechsler, und wenn ich mal eine Landstraße langfahre, habe ich manchmal Bock, mir ein paar meiner Songs anzuhören.
Also magst du deinen Sprechgesang?
Ich find's okay, ich kann damit leben, und es ist tierisch erfolgreich. Das ist für mich ein zweites Standbein, letztlich hat mich auch die Musik zu diesem Exoten in dieser Sendung gemacht. Ich zieh' mein Ding durch ...
Ziehen nicht andere dein Ding durch?
Ich kann auch Stop sagen!
Also entspricht dir das schon alles?
Es tut keinem weh.
Kannst du Gitarre spielen?
Nein, leider nicht.
Warum bist du dann auf deiner CD mit einer Gitarre abgebildet?
Das ist, ha ha, ja, was ist das? Das ist eine Sache, wo man, wie kann ich das ... Das ist eine gute Frage! Ich bin halt kein Vollblutmusiker, jetzt ist es vielleicht okay, und die Leute verzeihen mir das auch, wenn ich das mit 30 auch noch mache, verliere ich an Glaubwürdigkeit. Aber jetzt schadet es doch keinem. Interview: Benjamin
v. Stuckrad-Barre
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