■ On The Road: Geschichte in Straßennamen: Filetstück, unblutig
Wem bei den Straßenschildern der „Schlachtpforte“ und „Schlachte“ gleich blutige Messer und schreiende Säue vor Augen schweben, der geht fehl. Kein tödlicher Durchlaß zum Schweine- und Schafhimmel waren die Pforten, sondern Versorgungs-Lücken für Kolonial- und andere Waren, alles mit direktem Altstadtanschluß.
Heute zahlt de EU mit, damit aus dem städtebaulichen Filetstück parallel zur Weser ein Boulevard wird, auf dem sich Einheimische und Touristen ergehen können. Weserblick satt und Top-Lage gab es hier schon seit 1250, als die Schlachte erstmals urkundlich erwähnt wurde. Heute unaufgeregte Chaussee zwischen Langemarckstraße und Hinter der Mauer. Früher, bis 1888, hektische Aktivitäten wie Lade- und Löscharbeiten: Die Schlachte war im Mittelalter der Hafen Bremens. Hier landeten Schiffe aus den Niederlanden und England an, aus Norwegen, Spanien und Portugal. Brachten Stoffe mit, Fische oder Wein. Exportierten Getreide, Bauholz und Bier. Damit die Schiffe am Ufer umschlagen konnten, bedurfte es einer Befestigung. Eingeschlagene (niederdeutsches Partizip „slait“) Holzpfähle taten über Jahrhunderte gute Dienste (mit Venedig ruht schließlich eine ganze Stadt drauf!). Der Schlachtevogt kümmerte sich darum, daß der Hafenbetrieb aufrechterhalten wurde, auch die nahen Mühlen und Hafenkräne sollten laufen. Letztere, im übrigen Wuppen genannt, waren Holzsäulen mit schwenkbaren Querbäumen, wie Monika Porschs „Bremer Straßenlexikon“ weiß. Mit der Neuzeit wurden die Schiffe größer, die Versandung der Weser nahm zu. Nur noch Binnenschiffe wagten sich an die Schlachte.
Alexander Musik
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