: Der Potsdamer Platz wird aus dem Kahn gebaut
■ Debis plant für Baumaterial-Nachschub zweite Brücke über den Landwehrkanal
Das Daimler-Benz-Tochterunternehmen debis plant eine zweite Baustellenbrücke über den Landwehrkanal. Westlich der bestehenden Brücke am Reichpietschufer, über die täglich Hunderte von Lastkraftwagen zwischen der Baustelle am Potsdamer Platz und dem Baustoffzentrum am Gleisdreieck pendeln, soll eine Entladebrücke entstehen. Die Konstruktion über den Landwehrkanal, sagte Ute Wüest von Vellberg, Sprecherin der debis, diene zum Löschen von Baumaterialien, die „per Schiff nahe an die Baustelle herantransportiert werden“. Mit der Fertigstellung der Brücke sei in einem Monat zu rechen.
Im Unterschied zur breiten Lkw-Überfahrt handle es sich dabei um eine „eher kleine Gerüstbrücke“, so von Vellberg. Diese werde mit einem Ladekran ausgerüstet, der die Baustoffe „über ein Förderband zur Baustelle hievt“. Besonders Sandsteine für die debis-Zentrale würden mit dem Lastkahn herangekarrt. Von Vellberg: „Das spart staubige Lkw-Fahrten und Umladeaktionen von Lkw zu Lkw.“
Die Brücke gehört ebenso wie die breite Überfahrt zur Baustellenlogistik am Potsdamer Platz. Um Transportfahrten durch die Innenstadt zu vermeiden, entschlossen sich die Investoren debis, ABB, Sony, Hertie sowie die Bahn AG, auf dem Gelände am Gleisdreieck ein Baustoffzentrum einzurichten, das Beton, Stahl, Kies und andere Materialien herstellt oder verarbeitet und diese direkt an die Baustellen abgeben kann.
Um das Gelände am Gleisdreieck hatte sich nach der Vermietung an die Investoren ein heftiger Streit zwischen Anwohnern und dem Bezirk einerseits und dem Senat andererseits entzündet, weil ein geplanter Park auf dem Areal um Jahre verschoben wurde. Außerdem ist die versprochene große Parkfläche mittlerweile um ein Drittel geschrumpft, wurde doch debis gestattet, dort ein weiteres Büro- und Parkhaus zu errichten. Auch die Transportbrücke und das Logistikzentrum sind für die Anwohner trotz „lärmarmer“ Lkws ein Ärgernis geblieben, donnern doch mit Bauschutt und Sand beladene Lkws nahe an den Fenster vorbei und hinterlassen einen dicken Staubfilm.
Die Genehmigung für die neue Brücke gilt vorerst bis Ende 1996. Wie alle anderen Anlagen auch, werde die Brücke termingerecht wieder abgebaut, betonte von Vellberg. An einen Erhalt sei nicht gedacht. Überlegungen für eine andere Brücke in der dortigen Lage gebe es allerdings im Zusammenhang mit den Tunneleinfahrten für die Verbindung über den Landwehrkanal. Auch im Bezirksamt Kreuzberg wollte niemand bestätigen, daß es Überlegungen zur Nachnutzung gibt. Rolf Lautenschläger
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