piwik no script img

Zuwenig Platz für Nofretete

■ Architekt für die Rekonstruktion des Neuen Museums muß neue Pläne einreichen: Bessere Nutzung verlangt

Die Pläne des italienischen Architekten Georgio Grassi für die Rekonstruktion sowie die Erweiterung des Neuen Museums sind erneut in die (Ab-)Schußlinie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geraten. Werden in dem Entwurf nicht wesentliche Details geändert, droht dem Baumeister gar das Aus. Der Stiftungsrat, sagte Pressesprecher Wolfgang Kahlcke, habe entschieden, daß Grassi innerhalb von zwei Monaten „neue Vorschläge“ für die Museumsbauten vorlegen müsse.

Ende August sollten die Pläne auf dem Tisch liegen. Daß es dabei zum Bruch zwischen dem Architekten und den Nutzern kommen könnte, so Kahlcke, sei nicht auszuschließen, war doch Grassi schon einmal zu Überarbeitungen aufgefordert worden. Kahlcke: „Die Änderungen haben nicht gereicht.“ Der italienische Architekt habe sich von bestimmten Positionen seiner Planung nicht trennen wollen, hieß es.

Zum Forderungskatalog insbesondere von Wolf-Dieter Dube, Generaldirektor der Staatlichen Museen, zählen neue Anordnungen der Räume und Funktionsabläufe im Neuen Museum. So sei der Zugang für Gruppen und der Kurzrundgang mit den „Highlights“ – darunter die Büste der Königin Nofretete – zu knapp bemessen. Außerdem ließe sich auf der geringen Fläche die Sammlung des Ägyptischen Museums nur „unbefriedigend“ ausstellen.

Dube hatte bereits nach der Entscheidung des internationalen Wettbewerbs 1994 kritisiert, daß beim siegreichen Grassi-Entwurf der Eingang zu eng bemessen sei und die Planung insgesamt nicht repräsentaiv und modern genug daherkomme. Der Museumschef machte damals auch kein Geheimnis aus seiner Vorliebe für den Entwurf des Amerikaners Frank Gehry (4. Platz), der mit seinem Plan von spektakulären Gebäuden dem Neuen Museum aus dem Jahre 1859 einen ganz anderen Charakter verleihen wollte.

Grassi dagegen plant, die Ruine des Neuen Museums zu rekonstruieren und einen kleinen Backsteinriegel vor die Westseite zu legen. Sein Neubau erfüllt weitestgehend die Auflagen den Denkmalschutzes. Daß Grassi nicht längst aus dem Rennen ist, verdankt er dem Direktor der Stiftung, Werner Knopp. Diesem gefalle an der Planung besonders der „sensible Umgang“ mit der Bausubstanz und Grassis „Ehrfurcht vor dem Schinkelschen Alten Museum“, betonte Kahlcke.

Mit der Entscheidung über die endgültige Architektur kann sich die Stiftung noch Zeit lassen. Denn der geplante Baubeginn 1996 kann nicht gehalten werden. Wegen der Mittelkürzungen den Bundes für die Museumsinsel auf 100 Millionen Mark kann mit der Rekonstruktion und dem Neubau voraussichtlich erst nach 1997 begonnen werden. Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen