: Betr.: Wiederaufnahme französischer Atomtests
■ Neuer Nationalismus / Ca va pas / Säckeweise Briefe / Planschparty für Chirac / Boykott unfair / Atomtests verhindern! Boykott französischer Produkte / Käse und Cognac kaufen
„Frankreich boykottieren“ wegen der Tests – diese Idee ist die schlimmste und dümmste Ausgeburt eines neuen Nationalismus. Denn sie begreift Frankreich als einen Führerstaat, als eine mit ihrem Oberhäuptling auf Gedeih und Verderb verschweißte Volksgemeinschaft. Den Befürwortern des Boykotts ist Frankreich fremder und gleichgültiger als der Mond. Grauenhaft. Hartmut Kugler, Erlangen.
On ne va pas aux vacances en France. On peut bien pdaler en Pologne. Thomas Langen, Cottbus
Protest und Boykott sind nun einmal die einzigen Möglichkeiten, die BürgerInnen haben, und damit auch ein wirksames und legitimes Mittel, Einfluß auf die große Politik zu nehmen. Doch wer den Boykott gegen Camembert, Champagner und die Urlaubsreise nach Frankreich befürwortet, der sollte auch am Siemens-Boykott in Deutschland aktiv teilnehmen, um den Konzern zum Ausstieg aus der Atomenergie zu zwingen.
Jacques Chirac soll säckeweise Protestbriefe aus Deutschland bekommen. Klar, daß wir auch Boykottpostkarten an den Siemens- Konzern verteilen. Radioaktivität kennt keine Grenzen! Maria Scharl, Mantel
Na klar, soll Chirac die Bombe testen, aber bitte nur hautnah, in der Badehose, einen Rettungsring um den Bauch, an der Wasseroberfläche, genau da, wo es knallt. Und alle, die auch so gerne testen, kann er gerne dazu einladen, das wird eine lustige Planschparty in der Südsee! Paul der Tiefflieger,
Uschi Rettinger,
Wolfgang Schneller
Ein Boykott französischer Produkte scheint mir in diesem Fall wirklich unfair. Was kann der französische Winzer dafür, welche Entscheidungen Herr Chirac trifft? Die Auswirkungen eines solchen Protestes auf die Regierung dürften äußerst gering sein und eher zu einer Solidarisierung der Bevölkerung mit dem Präsidenten führen. Möglicherweise könnte die UNO (nicht lachen bitte) zumindest eine weltweite Diskussion in Gang bringen und Frankreich damit als Umweltzerstörer ins Bewußtsein rücken. Rainer Russ, Esslingen
Das IPB (International Peace Bureau) in Genf, dem 158 Friedens- und Abrüstungsinitiativen aus 46 Ländern angehören und die deutsche Sektion von IPPNW haben zum Boykott französischer Waren und Dienstleistungen aufgerufen.
Wir sehen in einem Boykott die Möglichkeit, die breite Ablehnung der Atomtests deutlich zu machen. Unser Aufruf richtet sich nicht gegen die französische Bevölkerung. Elke Möller, Atomteststoppkampagne (Gruppe Nord), Hamburg
Da sind aber bei einigen Boykotties die Frontlinien gehörig durcheinandergeraten! Ich werde soviel französischen Käse kaufen wie noch nie, der Adressat meines Protestes ist nicht der französische Cognac-Produzent, sondern die deutsche Regierung und die hiesigen im Atomgeschäft tätigen Großfirmen, ohne deren stillschweigendes Einverständnis sich Frankreich gar nicht erst an solch weitreichende neue Testreihen gewagt hätte.
Es wäre schlimm, wenn durch nationale Engstirnigkeit das Brent-Spar-Erfolgsrezept schon zu Tode geritten würde. Wie wär's statt dessen wieder einmal mit der Reaktivierung der seit vielen Jahren eingemotteten Bereitschaft zu Massendemonstrationen, nicht gegen Frankreich, sondern gegen die offenbar wachsende Bereitschaft in manchen Gehirnen, einen Atomkrieg wieder für führbar zu halten? Dieter Schwarz, Weil am Rhein
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