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Das PortraitDer Blitz

■ Ehud Barak

An der Spitze des israelischen Innenministeriums steht seit gestern ein General. Ehud Barak, bisher Stabschef der Armee, mußte zuvor noch schnell in die Arbeitspartei eintreten, um jetzt auf Wunsch von Ministerpräsident Jitzhak Rabin in die Regierung einzutreten.

Im Jahr vor den Knessetwahlen, in dem wichtige Entscheidungen über die Zukunft des Golan bevorstehen und das Autonomie-Abkommen mit den Palästinensern auf die Westbank ausgeweitet werden soll, sucht die Führung der Arbeitspartei ihre eher wackelige Position in der israelischen Öffentlichkeit zu festigen. Die Anwesenheit eines weiteren Generals in Rabins Kabinett, dem die fünf höchsten Auszeichnungen für Tapferkeit verliehen wurden und der das Image eines sehr selbstbewußten und „aktivistischen“ Draufgängers hat, soll diese Funktion erfüllen.

Ehud Barak, der neue israelische Innenminister Foto: Reuter

Barak (deutsch: der Blitz) wurde vor 53 Jahren als Ehud Brog im Kibbuz Mischmar Hasharon geboren. Er studierte dennoch Mathematik und erreichte einen akademischen Grad in Systemanalyse an der Stanford University. Vor allem aber machte er eine glänzende militärische Karriere, beteiligte sich an zahlreichen geheimen Kommando-Operationen in arabischen Ländern und brachte es schließlich im Jahre 1991 zum Stabschef der israelischen Streitkräfte.

Als er vor einem halben Jahr den aktiven Dienst beendete, widmete Barak sich privaten Geschäftsreisen. Politisch wird er als „Schützling und pragmatischer Mann Rabins“ bezeichnet und sympathisiert heute eher mit dem rechtskonservativen Flügel der Arbeitspartei.

Kurz vor Antritt seiner neuen politischen Karriere kam Barak allerdings jetzt noch einmal ins Gerede. Dabei geht es um die Rolle des ehemaligen Stabschefs bei einer mißglückten, streng geheimen militärischen Übung am 5. November 1992, bei der fünf Menschen starben. Die Zeitung Yediot Ahronot veröffentlichte vor zwei Wochen einen Bericht, in dem Barak beschuldigt wird, den Übungsplatz verlassen zu haben, ohne sich um die dort verbliebenen Verwundeten zu kümmern. Bei seiner überstürzten Rückkehr aus China ging ein sehr gereizter Barak zu einer scharfen Fernsehoffensive gegen die Medien über, die ihn kritisierten. Mit diesem für ihn charakteristisch arroganten Auftritt scheint er die Mehrheit der Bevölkerung erneut von seinen Führerqualitäten überzeugt zu haben. Amos Wollin

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