: Space-Labor COF infrage gestellt
■ Französischer Führungsanspruch bedroht bremische Raumfahrt-Industrie
Der Leiter des Bremer Zentrums für Angewandte Raumfahrttechnologie, Prof. Rath, ist besorgt über den drohenden Abbau von Raumfahrt-Kapazitäten in Bremen. Es geht dabei um die „bemannte“ Raumfahrt, mit der das Zarm in der Regel in Konkurrenz um die knappen Bonner und europäischen Forschungs-Etats steht. Aber offenbar braucht der Bremer Fallturm, den das Zarm betreibt, den forschungspolitischen Kontext der bemannten Raumfahrt.
Hintergrund der Äußerungen zu dem Thema ist ein Vorstoß des zuständigen Ministers der neuen französischen Regierung. Bisher war die deutsche Seite davon ausgegangen, daß als wesentlich „deutscher“ Beitrag zu der geplanten internationalen Raumstation ISSA ein Forschungslabor „Columbus Orbital Facility“ (COF) entwickelt wird und ein Transfervehikel (ATV), das von der Trägerrakete Ariane V gestartet wird. Dies hatte auch bei der NASA Zustimmung gefunden.
Kern des französischen Vorschlages sei jetzt, hatte die DASA aus München in der vergangenen Woche mitgeteilt, anstelle des (deutschen) COF-Projektes eine unter französischer Führung entwickelte bemannte Kapsel zu setzen. Ohne das COF-Projekt seien die deutschen Potentiale der (bemannten) Raumfahrt-Forschung und die entsprechenden Technologie-Potentiale „unwiderruflich verloren“, hatte die DASA dieses Ansinnen zurückgewiesen. Nebenbei wies der DASA-Sprecher darauf hin, daß Deutschland mit 1,2 Mrd Mark bis zum Jahre 2000 den größeren Anteil zur Finanzierung dieser Entwicklung leisten wolle, hinter dem französischen Führungsanspruch stünden nur 600 Mio Mark.
Ein Verzicht auf die deutsche COF-Kapsel, so meint auch Zarm-Chef Prof. Rath, sei aus wissenschaftlicher Sicht „in keinem Fall nützlich“: „Das Zarm empfiehlt mit Nachdruck, an dem gewachsenen und optimierten Konmzept COF als zentralem europäischen Element der Raumstation festzuhalten.“ Ein „ausgewogenes Verhältnis“ zwischen Infrastruktur und wissenschaftlicher Nutzung seien „allerdings“ dafür unabdingbar. Andersfalls würde „besonders die deutsche Industrie, Forschung und Wissenschaft von einem wichtigen Zukunftsbereich abgekoppelt mit klar negativen Auswirkungen auf den Standort Deutschland“ – und Bremen als Raumfahrt-Zentrum.
Die Erklärungen der DASA und auch die des Zarm lassen offen, ob sich das Bundesforschungsministerium mit dem akuten Problem befaßt hat. K.W.
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