■ Urdrüs wahre Kolumne
: Was fehlt - bei „Le monde d.“

Nun hat man mir auf dem Weg zu innerem und äusseren Reichtum den Zen des Bogenschießens empfohlen, und ich würd ja auch gern, wenn da ein bißchen mehr Motivation wäre. Nett wär's ja dafür, so ein richtig schönes kreisrundes Foto der Verantwortlichen für die neue Bremer Asylpolitik zu haben. Aber bitte lächeln!

Beim Warten auf die zweitbeste Freundin unweit des historischen Rathauses zu Bremen vergeht die Zeit gleich besser, wenn man mit dem Auge des ernsthaften Insektenforschers das Gewusel der Touris mit und ohne Kamera beobachtet. Da nimmt dieser Japaner wie im lieblos-abgespulten Gag einer deutschen Fernsehserie im Vorabendprogramm seine beiden Begleiterinnen vor dem ehernen Standbild des Roland auf und bittet alsdann einen Herrn aus dem Sauerland mit schönstem FujiColor-Lächeln, den Auslöser der Miniaturkamera dergestalt zu betätigen, daß die ganze kleine Reisegesellschaft gemeinsam aufs Bild kommt. Nunmehr wünscht die dem Sauerländer zugehörige Frau, ihn gemeinsam mit den Japanern abzulichten: Schon stellt sich die spontane Deutsch-Japanische Freundschafts-Gesellschaft gemeinsam in Positur. Jetzt begehren auch die Gäste aus dem geheimnisvollen Asien ein gemeinsames Bild mit dem Herrn Sauerländer und seiner Sauerländerin und damit niemand auf dem nunmehr aufzunehmenden Foto fehlt, ergeht die Bitte an den Schreiber dieser Zeilen, mit beiden Kameras je einen Schnappschuß zu machen. „Jetzt muß der junge Mann auch noch mit aufs Fotto“, freut sich die Sauerländerin, und sofort umschließen mich die Japaner und der Sauerländer bittet bereits den nächsten Passanten um Schützenhilfe und da ist meine Wartezeit um und die Freundin kommt und ich habe es eilig. Schade eigentlich, denn in Fortsetzung dieser Geschichte aus dem prallen Leben wären wir beide, liebe Leserin, unweigerlich irgendwann zusammen auf ein Foto gekommen. Mit Japanern, Sauerländern und anderen BremerInnen wie du und ich. Lust auf ein Revanche-Fou l hatte offenkundig der Pächter einer SHELL-Tankstelle an einer hannöverschen Ausfallstraße: „Bei uns gibt es bis auf weiteres keinen französischen Wein mehr!“ kündet ein handgemaltes Schild am Getränkeshop im Kassenbereich.Dem Boykotteur wird nix zu schwör...

In den 50er Jahren leisteten sich ziemlich vertraulich arbeitende amerikanische Dienststellen die umfangreiche Alimentierung einer gesellschaftskritischen Monatszeitschrift in Frankfurt, die über alles alles veröffentlichen durfte, solange nicht die Notwendigkeit der Wiederaufrüstung und die Integration der Bundesrepublik in das westliche Verteidigungssystem thematisiert wurde. Dies fiel dem älteren Leser kürzlich bei der Lektüre von LE MONDE DIPLOMATIQUE wieder ein, auf der vergeblichen Suche nach dem Beitrag über die geplanten Atomzündeleien des Franzmanns.

„Ökologie ist untrennbar mit Ökonomie in Wechselwirkung verbunden. Fragen zu Gesundheit und Soziales ebenso. Ich bin davon überzeugt, daß die Herausforderungen der Zukunft uns Möglichkeiten bieten, positive Ansätze in die Praxis umzusetzen. Hierzu ist die Kenntnis von Wahlmöglichkeiten eine der Grundvoraussetzungen.“ Wer raschelt da so musterschülerblind im leeren Stroh? Frank Siepmann ist es und Chefredakteur ist er und das immer noch vom bremischen Eso-Platt-Magazin FORUM und da wimmelt es von solchen Sätzen noch und nöcher und ist vermutlich auch ziemlich egal das.Heileheile Gänschen, Schwänzchen in die Höh!

Am schwarzen Brett im Waschsalon des Viertels droht eine wohnungssuchende Patrizia für Hinweise eine Belohnung an: „Verwöhne euch mit einem leckerlecker Tofu-Essen und erteile Reiki(Fußöffnung!)“. Na dann nich, Patrizia.

Ulrich Reineking etc.