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Luxuslimousinen als Geschenk

Gesichter: Groß geworden mit der Westberliner Bauwirtschaft haben sich Axel Guttmann und Klaus Groenke mit der Interhotel-Kette wohl überhoben  ■ Von Helmut Höge

Die beiden Westberliner Bauunternehmer Axel Guttmann (51) und sein Schulfreund Klaus Groenke (52) sind nicht nur harte Geschäftsleute, immer wieder versorgen sie auch zusammen mit ihrem Mentor Karsten Klingbeil die hauptstädtische Klatschpresse mit harten Fakten: Klingbeil, Guttmann und Groenke sind aktive Mitglieder im Verein der Freunde der Neuen Nationalgalerie. Klingbeil sammelt Ritterrüstungen, Guttmann antike Helme und Groenke Spiegel.

Nachdem wegen eines Grundstückshandels ein Mordanschlag auf Groenke verübt worden war, wurde ihr Vereinstreffpunkt am Ku'damm, das „Ciao“, mit schußsicheren Schaufenstern ausgestattet. Guttmann setzte sich kurz darauf mit einer Studentin in sein österreichisches Ferienhaus ab, worauf seine Frau ihn in der BZ zur Rückkehr aufforderte.

Die beiden verschenken nicht nur immer wieder gerne Luxuslimousinen an Geschäftsfreunde, in ihrem Trigon-Domizil plazierten sie neben dem ihnen zu 40 Prozent gehörenden Privatsender „100,6“ auch die hiesige „Ferrari“-Filiale. Zu ihrer Eröffnung richtete dann die Neue Nationalgalerie sogar eine „Ferrari-Ausstellung“ ein.

Um Burger-King-Klopse und Häagen-Dazs-Eis in ihren Gewerbeobjekten zu verkaufen, erwarben sie extra Rechte an diesen Ketten. Ihren Firmenjet nannten sie „Challenger“, er wird stundenweise an Prominente, wie „Pavarotti und Tennisstars“ verchartert – und ist deswegen „kein Verlustbringer“, so Klaus Groenke.

Die beiden laut Ulrich Schamoni „schlauen Poliere“ – begannen ihre Karriere als „kaufmännische Angestellte“ bei dem größten Westberliner Bauunternehmer Karsten Klingbeil. Ende der Achtziger Jahre übernahmen sie 90 Prozent von dessen Firmen-Konglomerat, das rund 300 GmbHs beziehungsweise KGs umfaßte, und benannten es in „Trigon“ um.

Die Wende in der DDR bescherte ihnen dann ein weites ertragreiches Betätigungsfeld: In Staaken bauen sie 700 Sozialwohnungen; von Dresden bis Schwedt, in Leipzig oder Bernau, auf Rügen und an der Wartburg errichteten sie Einkaufszentren. Neben dem Steigenberger-Hotel, dem Interconti, dem Schweizerhof, dem Frankfurter Sheraton und dem Hamburger SAS-Hotel gehören ihnen seit Ende 1991 auch noch 27 Interhotels.

Für sich selbst bauten sie einen luxuriösen Firmensitz in der Katharina-Heinroth-Straße, für den Finanzsenator ein neues Amt in der Sonnenallee und für die Lufthansa ein Verwaltungsgebäude in Köln. Bei Potsdam planen sie zudem eine riesige Golf- und Squashanlage. Der ehemalige CDU- Bausenator Klaus Franke vermittelte den der CDU nahestehenden Geschäftsleuten ferner als Wirtschaftsstadtrat von Frankfurt/ Oder ein Grundstück mit Hotel in zentraler Lage dortselbst. Mit Franke hatte bereits Karsten Klingbeil beim Bau öffentlich geförderter Wohnungen zusammengearbeitet.

Mit zwei ehemaligen Mitropa- Managern gründeten Guttmann und Groenke darüberhinaus 1990 die „Mitropa-Klingbeil-Verwaltungsgesellschaft mbH“, zur kommerziellen Entwicklung von Reichsbahnhöfen, einschließlich ihrer Vorplätze und Bahnsteige – speziell des Hauptbahnhofs Leipzig und der Berliner Bahnhöfe Friedrichstraße sowie Hackescher Markt, wozu die S-Bahnbögen gehören.

Als sich die DDR kadermäßig erledigt hatte, griff Trigon wieder auf bewährte Personalquellen zurück: zum Beispiel auf den ehemaligen Abteilungsleiter Brandt des Senators für Stadtentwicklung, den sie in ihrer Firma „Intertec“ einstellten, wo er für ein 380-Mio- Hochhaus am Alexanderplatz ein Nutzungskonzept entwarf, das dann mit der „Anlage“ einer Senatsvorlage identisch war, die der Senator für Stadtentwicklung zu einem „Senatsbeschluß“ vorbereitete. Anders dagegen die Interhotels, bei denen sie Investitionszusagen und eine Bestands- sowie Beschäftigungsgarantie (gegenüber 7.500 Mitarbeitern) gegenüber der Treuhand abgaben. Als es im vergangenen Jahr zu ersten „Liquiditätsproblemen“ kam – nach Meinung von Groenke/Guttmann wegen ungeklärter Alteigentumsansprüche auf große Teile der Interhotel-Immobilien – gaben ihnen Treuhand und Banken rund 90 Millionen Mark zurück.

Das half jedoch wenig. Ihre gesamten Verbindlichkeiten der Trigon werden mittlerweile auf über fünf Milliarden geschätzt. Das Hotel Erfurter Hof mußten sie bereits schließen, und die Maritim- Gruppe stieg beim Berliner Grand Hotel und beim Dresdner Bellevue vorzeitig aus dem Pachtvertrag aus. Derzeit verhandelt der Konsortialführer der Gläubiger, Deutsche Bank, mit Guttmann und Groenke um eine neunzigprozentige Übernahme der Interhotel- Kette.

Aber auch mit den anderen Trigon-Objekten steht es wegen fallender Gewerberaummieten nicht gut. Zunehmend erweist sich die „Ku'damm-Ökonomie“, die einmal für Westberlin gut und lukrativ war, als Fehlplanung. Das heißt, die nicht kleckernden, sondern klotzenden Trigon-Eigner sind noch nicht aus dem Schneider.

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