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Heino ist nicht besser

■ Trotz Rücktritts der Rektorin Annerose Schmidt mangelnder Erneuerungswille an der Musikhochschule "Hanns Eisler"

Aus der Krise der Fachgruppe Popularmusik ist eine Krise der ganzen Hochschule geworden. Der Rücktritt von Rektorin Annerose Schmidt Mitte Juli hat die Gemüter nicht beruhigt, sondern die Debatte um die Erneuerung der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ seit der Wende erst richtig in Gang gesetzt.

Anlaß für Schmidts Rücktritt war der Konflikt um den Leiter der Fachgruppe Popularmusik, den Jazzmusiker Kirk Nurock (die taz berichtete). Studierende und Lehrbeauftragte warfen Nurock vor, seine Verwaltungsaufgaben zu vernachlässigen. Wegen des Konflikts war ein geregelter Studienbetrieb nicht mehr gewährleistet, so daß zum kommenden Wintersemester keine Bewerber aufgenommen werden können. Schmidt lehnte es ab, sich öffentlich von den persönlichen Angriffen auf Nurock zu distanzieren.

Probleme zwischen der Hochschulleitung und Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) hatte es bereits zuvor gegeben. So mußte die Hochschule eine Selbstdarstellung, in der die Namen der West-Professoren nicht erwähnt wurden, auf Druck des Senators zurückziehen.

Daher dürfte Erhardt, der den Rücktritt offiziell mit dem obligaten Bedauern zur Kenntnis nahm, darüber so unglücklich nicht sein. Pressesprecherin Monika Grütters erhofft sich nun eine „durchgreifende Änderung“, was sie aber nicht als Schuldzuweisung an Schmidt verstanden wissen will.

Da die Hochschule für Musik eine weitere Tätigkeit Nurocks an derselbigen nicht wünsche und auch Nurock sich dazu nicht in der Lage sehe, versetzte ihn der Senator zum Wintersemester wieder zurück an die Hochschule der Künste (HdK).

Entgegen anderslautender Gerüchte solle der Studiengang Popularmusik fortgeführt und Nurocks Stelle so schnell wie möglich neu ausgeschrieben werden. Es bleibe aber bei der Entscheidung, im Wintersemester keine Studierenden aufzunehmen, betonte Grütters.

Der Leiter des Zusatzstudiengangs Kulturmanagement, der Kommunikationswissenschaftler Klaus Siebenhaar von der Freien Universität, sieht hinter dem Konflikt um Nurock einen „ganz manifesten Antiamerikanismus“ im kulturellen Sinne. Wie andere Ost- Intellektuelle stellten viele HfM- Professoren der amerikanischen „Flachware“ ein „wertkonservatives deutsches Kulturverständnis“ gegenüber. Die Front scheint klar zwischen Ost und West zu verlaufen. Das Neue Deutschland (ND) meint, Erhardt habe den Konflikt nur „benutzt“ und „sich einer unbequemen Rektorin entledigt“. Als „Kreativität“ getarnt, praktiziere Nurock pure Anarchie. „Improvisieren. Noten – nicht nötig“, erregte sich das ND. „Als habe es keine Wende gegeben“, urteilte dagegen die Morgenpost, „alte Seilschaften geben den Ton an“.

In der letzten Sitzung des Akademischen Senats hatte sich Schmidt gegen den Vorwurf mangelnden Reformwillens zur Wehr gesetzt. Der „Erneuerungsbedarf“ in der Popularmusik sei jedem klar gewesen, eine „pauschale Verurteilung“ aber abzulehnen. Die offizielle Quote von 40 Prozent West- Musik sei in der DDR bei weitem überschritten worden, „diese Musik hat ja stattgefunden“.

Zur nachträglichen Bewertung der DDR-Unterhaltungsmusik sagte Schmidt, sie empfinde „Heino auch nicht in einem anderen Feld“. Zu bewundern sei vielmehr die Fähigkeit ihrer Kollegen, „zu ertragen, daß die eigenen Leistungen heruntergespielt werden“. Außerdem seien die West-Professoren an der Hochschule „so integriert, daß man sie gar nicht mehr als von woanders herkommend empfindet“. Ralph Bollmann

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