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■ Die Nerven der Hausfrau im WarentestSupra-mega-ultra-futur

„Besser gegen Flecken“ nennt die Stiftung Warentest ihr aktuelles Machwerk um die besten der besseren Waschmittel, sprich Ariel futur, Ariel ultra, Persil Megaperls und Persil supra. Nach zwei Seiten Lektüre der neuen Aufklärung ist auch der eingefleischten Hausfrau das Selbstbewußtsein verfärbt. Weichspüler? Der Waschvorgang ist nur noch etwas für knallharte Profis.

Wir alle fühlen es: Die TV- Waschmittelwerbung meint Waschen als Lustakt der masochistischen deutschen Hausfrau mit Ökogewissen. Befriedigung findet sie in den Schweißsocken blöder Kinder und grinsender stolzer Ehemänner. Die Stiftung Warentest aber treibt es mit ihrer Analyse weiter. Sie kasteit die Hausfrau, bestraft sie dafür, zu glauben, Fachfrau geworden zu sein. Schon findet sich ihr Einkaufswagen nicht mehr zurecht, schon zerknüllt sie den Maßbecher in der schwitzenden Hand.

Verdeckt wird die Verachtung all derer ausgesprochen, die zwischen „Flecken, Anschmutzungen und Spuren von Hautfett“ nicht unterscheiden können. Die nicht wissen, daß man „Waschmittel in Gebinden“ kaufen kann. Die die „Waschflotte“ in ihrer Maschine nicht finden können, die niemals Flecken „aufpipettierten“. Gut tut es zu erfahren, daß „für normal verschmutzte Wäsche (Wasserhärtebereich 3) 73 g Ariel futur und 80 g Persil Megaperls gebraucht werden.“ Das seien 26 Prozent bzw. 18 Prozent weniger als mit den Produkten aus den 2-Kilogramm-Paketen. Wir alle waschen ja schon längst mit der Haushaltswaage.

Und für die Hausfrau, die's genau wissen will: „1,5 kg Ariel futur im Nachfüllpack werden im Durchschnitt für 11,48 Mark verkauft. Das herkömmliche Produkt Ariel ultra kostet 11,78 Mark für 2 Kilo. Persil Megaperls steckt in einem 1,6-Kilo-Karton für 12,79 Mark (Nachfüllbeutel 12,23 Mark). 2 Kilo Persil supra sind für 12,70 Mark im Nachfüllbeutel erhältlich.“ Aha!

Solche Angaben ersparen der Hausfrau natürlich die Preisverwirrung. Viel Zeit gewinnt sie damit, die sie nutzen kann, um das beliebte phlegmatische Grinsen in die Gesichter ihrer vollgefressenen Familie zu zaubern. Freuen können wir uns über die Objektivität der Betrachtung, die automatisch gewährt ist, wenn nur zwei Waschmittelmarken zum großen Test herangezogen werden. Werbung ist da also praktisch ausgeschlossen.

Und wer zufällig weder mit Ariel noch mit Persil wäscht, wer keine Miele, Bauknecht oder Constructa besitzt, wer die Wasserhärte nicht kennt und keine Briefwaage hat, um das Gewicht seines Nachfüllbeutels exakt zu bestimmen, dem bleibt noch eine einzige Hoffnung: Ran an die Praxis und das eigene No-name-Produkt ausprobiert. Schnodder und Nutella aufs T-Shirt, Spinat und Pipi, kurz mal einen Teebeutel auflegen und das ganze durch den Automotor ziehen. Schwuppdiwupp! haben wir ein normal verschmutztes T-Shirt.

Wenn bei der Wäsche 15 von 17 Flecken rausgehen, dann wissen wir, „Heissa, wir haben das richtige Wasser, die richtige Maschine, das richtige Waschmittel!“ Und wenn's auch noch billig ist, gibt's vom Ersparten bald ein neues T-Shirt. Bloß was ist da das Richtige? Hoffen wir auf die nächsten Ratschläge der Stiftung Warentest! Harriet Grunewald/Logo:

Waschhaus Potsdam

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