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Kein Alkohol, kein Käse: „Langsam tut's weh“

■ In Schweden werden französische Produkte mit seltener Konsequenz boykottiert

Stockholm (taz) – „Wir werden sehen, wie sie reagieren. Wir haben jedenfalls zu 80 Prozent an JournalistInnen vermietet, darunter vielen aus Frankreich.“ Ia Lindahl, Hotelchef des „Scandic Crown“- Hotels in Göteborg hofft auf das Verständnis seiner Pressegäste während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Französischen Wein und Cognac werden sie an den Tischen und Theken seines Hotels jedenfalls nicht bekommen.

Wie in allen anderen 90 Hotels der Scandic-Kette wurden ab Mittwoch alle Produkte mit französischem Ursprung aus dem Angebot genommen. „Wir wollen damit nur unsere Meinung zu den Tests äußern“, so Scandic-Pressechef Gunnar Brandberg: „Der Boykott wird so lange dauern, bis ein Bescheid aus Paris kommt, daß es keine weiteren Tests gibt.“

Sollten die französischen WM- Gäste außerhalb des eigenen Hotels auf Suche nach einheimischem Wein gehen, stehen ihnen in Göteborg längere Wege bevor. Denn schon vor Scandic haben verschiedene Hotels und Restaurants französische Alkoholika und Käse von der Speisekarte gestrichen.

Es mangelt an Nachschub an australischem Wein

Einen kommunalen Boykott hat die Stadtverwaltung der WM- Stadt verhängt – was die TeilnehmerInnen eines internationalen Umweltkongresses Anfang dieser Woche am demonstrativ servierten australischen Wein und schwedischen Schnaps zu spüren bekamen. Überhaupt macht sich der stille Kaufboykott der SchwedInnen mittlerweile in den staatlichen Alkoholläden bemerkbar, wo die Umstellung auf nichtfranzösische Weine offenbar langsam zu Nachschubschwierigkeiten führt: An immer mehr australischen, kalifornischen und spanischen der Musterweinflaschen in den Vitrinen hängt das „tillfällig slut“-Schild: zeitweise ausverkauft.

„Langsam tut's weh“, wird der Landwirtschaftsattaché der französischen Botschaft in Kopenhagen, Daniel Blanc, in der dänischen Tageszeitung Politiken zitiert. Mit Zahlen über die bisherigen Importverluste will er zwar nicht herausrücken, aber von den französischen Importfirmen hat er erfahren müssen, „daß einiges läuft“. Seine Hauptangst: Die VerbraucherInnen könnten beim Anhalten des Boykotts auf die Dauer Geschmack an nichtfranzösischen Waren finden.

Auf politischer Ebene wartet die EU-Umweltkommissionärin Ritt Bjerregaard noch immer auf das von ihr schon vor einem Monat erbetene Gespräch mit Repräsentanten der französischen Regierung über die Atomtests. Aus ihrem Büro verlautete, daß das von Frankreich der Kommission am Freitag vorgelegte Zahlenmaterial, welches die Gefahrlosigkeit der bisherigen Tests beweisen solle, völlig an den von Ritt Bjerregaard vorgetragenen Bedenken vorbei gehe.

Und gleichzeitig wird aus dieser Richtung das Abtauchen des deutschen EU-Parlamentspräsidenten Klaus Hänsch kritisiert. Der habe es trotz mehrfacher direkter Aufforderungen offenbar auffallend schwer, die „passenden Worte“ Richtung Paris zu finden. Reinhard Wolff

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