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Diskretion Ehrensache

■ Architektin gestaltet Inneres von Luxusyachten

Die Vorliebe für Segelschiffe und schnittige Yachten wurde Barbara Schnaase schon in die Wiege gelegt. „Mein Vater ist begeisterter Segler. Schon in meiner Kindheit ist er mit mir durch sämtliche Yachthäfen der Welt gezogen“, erinnert sich die 33jährige. Die Bremer Innenarchitektin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Sie gestaltet das Interieur von Luxusyachten und Kreuzfahrtschiffen.

„Eines meiner schönsten Projekte war der Wiederaufbau des legendären Seglers 'Aschanti IV'“, erzählt sie. Der 1954 auf der Burmester-Werft in Lemwerder gebaute Zwei-Mast-Schoner wurde 1992 völlig heruntergekommen an der nordamerikanischen Ostküste entdeckt. „Der Zustand des Schiffes war so schlecht, daß es nicht einmal mehr auf eigenem Kiel nach Bremen segeln konnte“, erzählt Schnaase. Dennoch fand sich ein neuer Eigner, der die „alte Dame“ wieder instandsetzen ließ.

„Wir haben den Schoner in nicht ganz einem Jahr wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt“, schwärmt sie noch heute. Viel Mahagoni und zahlreiche handgefertigte Details schufen eine luxuriöse Einrichtung, die sogar eine Badewanne enthält. Als die generalüberholte „Aschanti“ Bremen im Sommer 1994 verließ, konnte sich Schnaase ein paar Abschiedstränen nicht verkneifen.

Für sie selbst bleibt der Besitz einer solchen Yacht wohl immer ein Traum. Denn ihre Auftraggeber sind die Superreichen dieser Welt. „In der Regel geschäftstüchtige und ambitionierte Leute, die ihre Freizeit an Bord einer Yacht verbringen wollen. Sie wollen und sollen sich deshalb an Bord so wohl wie nur möglich fühlen“, sagt die Designerin. Ihre berufliche Karriere begann einmal an Land. Nach dem Studium an der Fachhochschule Lippe in Detmold arbeitete sie drei Jahre lang in Alten- und Behindertenwohnheimen. Doch dann zog es sie zu den Yachten.

Schnaase versucht stets soviel wie möglich über ihre Auftraggeber zu erfahren. Bei der Innengestaltung der 40-Meter-Motoryacht „Xenia“ führten sie ihre Recherchen mitten ins Familienleben des Auftraggebers. „Ich habe auch gefragt, auf welcher Seite des Bettes der Eigner und wo seine Gattin schläft. Denn ich will wissen, wie der Eigner lebt, ob er zum Beispiel Wert auf formale Dinge legt oder eher ein lässiger Typ ist“, sagt sie. Jedes Detail soll stimmen: Stoffbezüge, Türklinken, bis hin zur Anordnung der Zahnputzbecher.

Mehr allerdings verrät sie nicht. Denn neben dem Reichtum haben ihre Auftraggeber noch eines gemeinsam: Sie wollen nicht genannt werden. Diskretion ist oberstes Gebot bei Schiffsarchitekten. „In Deutschland gibt es noch eine Handvoll Kollegen“, sagt Schnaase. „Die internationale Konkurrenz sitzt in Amerika, Großbritannien und Frankreich.“ Ihr größter Wunsch: einmal für eine Frau als Auftraggeberin arbeiten. „Ich glaube, daß Frauen ganz andere Vorstellungen verwirklichen würden als Männer.“ Lothar Steckel, dpa

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