Die Vielfalt retten

■ Report zur genetischen Vielfalt / Rechte der Bauern umstritten

Bonn (taz) – Wie die genetische Vielfalt der Pflanzenwelt auf der Erde erhalten werden kann, darum sorgt sich inzwischen auch der Bundeslandwirtschaftsminister. In einem Bericht, den das Minsterium (BML) gestern vorstellte, wird der Stand der Bemühungen in Deutschland zusammengefaßt und ein Ausblick auf die Probleme gegeben, die im nächsten Jahr auf der Konferenz der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO in Leipzig verhandelt werden sollen.

Dieter Bommer, der Sprecher des nationalen Komitees zur Vorbereitung der FAO-Konferenz in Leipzig, beschrieb bei der gestrigen Wissenschaftspressekonferenz in Bonn, was alles unter dem Begriff „pflanzengenetische Vielfalt“ zu verstehen ist. Es gehe, so Bommer, „um zugelassene und alte Sorten, Landsorten, Ökotypen und wilde Verwandte der Nutzpflanzen“. Von den 250.000 bekannten Pflanzenarten sind 10.000 bis 50.000 eßbar; von ihnen werden aber nur 150 bis 200 angebaut. Reis, Weizen und Mais allein liefern der Menschheit 60 Prozent der Energie und der Proteine.

Intensivere Landwirtschaft hat zur Einschränkung der angebauten Pflanzenarten und -sorten geführt. Aber auch die genetische Vielfalt der heimischen Wälder ist durch die Bewirtschaftung und das Waldsterben gefährdet. In den Entwicklungsländern sind die negativen Auswirkungen dieser Prozesse sogar noch drastischer gewesen. Manfred Lückemeier, Leiter der Forschungsabteilung im BML, sagte, die Regierung sei dabei, eine nationale Strategie zur Umsetzung der Konvention über die biologische Vielfalt zu erarbeiten.

Kritik kam von Rüdiger Stegemann, dem Sprecher des Forums Umwelt und Entwicklung in Bonn. Er bemängelte das Fehlen konkreter Verpflichtungserklärungen und eindeutiger Zusagen zur Finanzierung. Stegemann verlangte zudem, daß das traditionelle züchterische Wissen der Bauern, vor allem in der Dritten Welt, nicht länger unentgeltlich ausgebeutet werden dürfe.

Davon fühlte sich Ferdinand Schmitz vom Bundesverband deutscher Pflanzenzüchter provoziert. Schmitz sprach sich als Vertreter seines Standes natürlich für den Fortbestand der bestehenden Regelungen aus. Während die gewinnbringende Nutzung durch die Züchter gesichert ist, können diese unentgeltlich auf vorhandene Landsorten und Wildformen zurückgreifen. Schmitz hat die besseren Chancen sich in Leipzig wieder mit seiner Lobby durchzusetzen. Uwe Kerkow