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Mehr Meer und besseres Wetter

■ Europäisches Zentrum für Berufsbildung schließt und zieht nach Thessaloniki um

Der Frosch zappelt im Schnabel eines Storches. Darunter steht in fetten Buchstaben „Parole: Niemals aufgeben“. Die Zettel hängen auf jeder Etage des „Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung“, kurz: „CEDEFOP“. Man kann es verstehen als ein letztes, trotziges Zeichen der Rebellion gegen die Entscheidungsträger aus Brüssel.

Die Staats- und Regierungschefs der EG-Länder entschieden bereits 1993, daß CEDEFOP aus Gründen der gerechten Streuung von Büros der EG umziehen muß, und zwar nach Thessaloniki. Am 2. September wird nun offiziell Abschied gefeiert. Die Büros der Mitarbeiter sind schon in den letzten Wochen nach und nach leergeräumt worden.

Seit 1977 ist CEDEFOP in dem Neubau mit den braungetönten Glasscheiben an der Bundesallee untergebracht. Damals war der Entschluß, das Zentrum dort anzusiedeln noch Politikum, gegen das die DDR-Regierung protestierte. CEDEFOP war die erste Einrichtung der EG in der Bundesrepublik, Berlin-West als Standort ein unmißverständliches Zeichen der Westanbindung der Stadt.

CEDEFOP sollte „den wissenschaftlichen und technischen Beitrag zur Durchführung einer gemeinsamen Berufsbildungspolitik leisten“, beschreibt Direktor Johan van Rens die frühen Ziele. Heute stehe die „Koordination von Forschung und Aus- und Weiterbildung“ im Vordergrund.

Der Weg von Berlin nach Thessaloniki ist weit, und nicht alle der 79 MitarbeiterInnen wollten an den südöstlichen Zipfel Europas mit umziehen. Doch die EG sorgt sich um ihre Angestellten. Die, die nicht mit wollten, werden in anderen EG-Einrichtungen untergebracht. Bis dahin bekommen sie, je nach Dienstlänge, ihr Gehalt bis zu zehn Monate weiter bezahlt. Die rund vierzig MitarbeiterInnen, die es nun nach Thessaloniki verschlägt, erwarten auf jeden Fall das Meer und besseres Wetter. Außerdem erhält CEDEFOP ein nagelneues Bürogebäude. Da aber Thessaloniki nicht so zentral liegt wie Berlin, muß in Brüssel noch ein zusätzliches Büro mit drei Stellen eröffnet werden. Billig ist das nicht. „Politische Entscheidungen kosten eben Geld“, bemerkt Johan van Rens trocken. Heike Blümner

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