Radfahren – ganz wie im Auto

■ Die gute alte Nabenschaltung gibt's jetzt auch elektrisch

Endlich gibt es eine Fahrradschaltung für alle, die im Auto so gern mit elektrischen Fensterhebern spielen: Mit einer kleinen Wippe am Lenker und leise summendem Servomotor kann man jetzt 7-Gang-Naben von Sachs bedienen. Da hakt nichts mehr, jeder Gang ist sofort drin. Selbst die Nachrüstung vorhandener Naben mit „Speedtronic“ ist möglich, was aber keineswegs heißt, daß es unkompliziert wäre.

Zwar kann man die Schalteinheit in Sekunden auswechseln. Zum System gehören aber auch noch ein Lenker-Display, am Vorderrad ein Geschwindigkeitssensor wie bei elektronischen Tachos und eine Wippe für den Daumen. Diese vier Dinge gilt es, korrekt miteinander zu verkabeln. Und wer keinen Bremsgriff von Sachs besitzt, benötigt einen neuen.

Zum Teil ist die Skepsis gegenüber elektronischen Systemen am Fahrrad voll berechtigt: Man handelt sich viele Kabel ein, die nicht vandalismusfest sind. Das zweite Problem hat Sachs jedoch gelöst: Während die erste elektronische Schaltung von Mavic dadurch berühmt wurde, daß sie bei Regen die Arbeit einzustellen pflegte, ist die neue Schaltung nun wasserdicht.

Auch sonst bereitet das System während der Fahrt überwiegend Freude: Zwar kann man nach wie vor nicht unter voller Last schalten, doch immerhin am Berg vorwählen. Während noch voll in die Pedale getreten wird, schaltet man um, läßt danach für eine halbe Sekunde locker, und der neue Gang schnappt ein. So bequem ist das mit den alten, robusten Getrieben nicht zu erreichen. Dafür konnte diese jeder begabte Bastler selbst reparieren.

Von einer vollautomatisch per Mikroprozessor betätigten Schaltung ist Sachs noch weit entfernt. Nur den bevorzugten Anfahrgang kann man sich vom Rechner bei jedem kurzen Halt einlegen lassen. Das System ist ein Testballon, mit dem Sachs herausfinden will, ob auch Hollandradfahrer 600 Mark für eine solche Schaltung akzeptieren. Hans-Joachim Zierke