: Unterm Strich
Das PEN-Zentrum der Bundesrepublik will sich an einer Initiative beteiligen, um die geplante Verleihung des diesjährigen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die Orientalistin Annemarie Schimmel zu verhindern. Das wurde nach einem „jour fixe“ des PEN-Zentrums im Berliner Literaturhaus mitgeteilt. Die Wissenschaftlerin sei „auch angesichts der gegen sie erhobenen berechtigten Kritik bedauerlicherweise nicht bereit, auf den Preis zu verzichten“, hieß es. Sie hatte den mit dem Tode bedrohten Schriftsteller Salman Rushdie wegen dessen Buch „Die satanischen Verse“ kritisiert. Gleichzeitig beriet das PEN-Zentrum die gegen die Schriftstellerin Monika Maron erhobenen Vorwürfe einer Stasi-Mitarbeit und beschloß, die Autorin nach ihrer Rückkehr von einer Auslandsreise „dringend um nähere Auskünfte zu bitten“.
Der russische Lyriker Jewgenij Jewtuschenko hat ein Denkmal für Heinrich Böll postum in Moskau und für Lew Kopelew zu Lebzeiten in Berlin vorgeschlagen. „Niemand hat mehr für die Annäherung beider Völker getan, mögen unsere beiden Städte dem Beispiel dieser großen Männer folgen“, sagte Jewtuschenko am Wochenende auf einem Festakt im Berliner Abgeordnetenhaus zur Eröffnung der Ausstellung „Moskau–Berlin/Berlin–Moskau 1900-1950“. Böll sei der erste Deutsche gewesen, „den Rußland zu lieben anfing“, und Kopelew sei ein großartiger Germanist, der in einem Straflager landete, „weil er versucht hatte, die rachsüchtige Barbarei einiger von unseren Marodeuren zu stoppen“. Das Zusammenwachsen beider Teile Deutschlands nannte Jewtuschenko historisch unausweichlich. „Russische und deutsche Intellektuelle, darunter viele mutige Intellektuelle der DDR, deren Mut sie viel mehr kostete als ihren westdeutschen Kollegen, haben die Berliner Mauer gemeinsam niedergerissen.“ Und Beethoven wie Schostakowitsch, Goethe wie Pasternak, Thomas Mann und Grossmann, Otto Dix und Wassili Kandinsky hätten sie mitzerstört. Die jetzige Ausstellung im Martin-Gropius-Bau, die im Mittelpunkt der diesjährigen Berliner Festwochen steht, sei eine „natürliche Wiedervereinigung der Kulturen Deutschlands und Rußlands zu einer allgemeineuropäischen, zu einer Weltkultur“.
In Polen hat sich eine Protestbewegung gegen die für den 15. September geplante Erstaufführung des Films „Der Priester“ der britischen Regisseurin Antonia Bird formiert. Einer der führenden polnischen Bischöfe, Alojzy Orszulik, bezeichnete den Streifen als „abscheulich“ und rief zum Boykott auf. „Dieser Film beleidigt die Priester. Er stellt eine Rückkehr in die sechziger Jahre dar, als der Sicherheitsdienst versuchte, den Leuten einzureden, daß jeder Priester ein Jugendverderber und Homosexueller ist“, sagte Orszulik der katholischen Nachrichtenagentur KAI.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen