: Der stolze Friedrich kann gehen
■ Vulkan-Chef von Rathaus Gnaden wird nicht mehr gebraucht
Wer ihn kennt, wundert sich nicht, daß ihn die anderen Bosse nicht mögen. Friedrich Hennemann wollte schon weiland als Senatsdirektor immer der Größte sein. Neben ihm hatten Senatoren nichts zu melden. Als Herbert Brückner regieren wollte, besann sich Hennemann auf sein zweites akademisches Bein, die Ökonomie, und ging zum Wirtschaftsressort. Dort gab es zwar einen Senator, der aber blieb stumm und Hennemann führte im Senat das Wort.
Als Bremens Werften krachten, kam seine große Stunde. Schichau, Kühlmann und Rust, Namen, die keiner mehr kennt, waren damals die ersten Millionengräber für Staatskente, an denen Hennemann die Werftensanierung probte.
Nach diesen Sandkasten-Spielen begann die Zeit der großen Coups. Das kühle, arrogante Pokerface wagte sich mit den nötigen Steuermitteln im Rücken in die große Wirtschaft. Grobecker und Wedemeier, zwei Aufsteiger wie er, waren genauso scharf auf die Mitgliedschaft der großen Bosse. Grobi etablierte ihn als sein Sprachrohr im Vulkan und sicherte seine Taten mit Steuermitteln ab. Hennemann nabelte sich bald von der Rathaus-Connection ab.
Wahrscheinlich weiß bis heute keiner so richtig, wie ausgerechnet die vorsintflutlichste Bremer Werft, der Vulkan, nicht nur gerettet, sondern zum Nukleus eines erst großbremischen, dann westöstlichen Industrieimperiums werden konnte.
Die Bürgschaften aus dem Rathaus waren für Hennemann immer wieder die Rettung. Ohne den Dreierbund Hennemann, Grobecker, Wedemeier wäre nichts gelaufen. Der Boden war oft genug dünn, auf dem Hennemann seine Träume baute, und ist es bis heute. Grobecker und Wedemeier aus der Politik sind verschwunden. Daß Hennemann-Imperium hat von Bremen nichts mehr zu hoffen. Es ist auch für den Stadtstaat längst zu groß geworden. Rettung kann nur noch der größere Verbund mit Thyssen und Preussag bringen. Die aber wollen den stolzen Friedrich nicht.
Es scheint, daß er wieder bescheidener Bremer werden muß. Den Kontakt zur SPD-Basis hat er klugerweise nie aufgegeben.
Thomas Franke, Senator a.D.
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