Täglich ein paar tausend VWs weniger

■ 65.000 Volkswagen-Beschäftigte legten im Tarifkonflikt die Arbeit nieder. Streiks bescheren Konzern 190 Millionen Mark Umsatzverluste. Verhandelt wird über Lohnerhöhung, Samstagsarbeit und Arbeitspause

Berlin (taz/dpa) – Das wird teuer. Die Streiks bei VW im gegenwärtigen Tarifkonflikt kosteten bisher schon 190 Millionen Mark, errechnete die Unternehmensleitung. Ein Drittel dieser Summe ging allein gestern flöten, als 65.000 VW-Beschäftigte aus den westdeutschen Werken auf die Straße gingen.

Allein im Stammwerk Wolfsburg legten der IG Metall zufolge mehr als 35.000 Mitarbeiter die Arbeit nieder und beteiligten sich an einer Kundgebung auf dem Werksgelände. Einen Tag vor Beginn der fünften Gesprächsrunde ruhte auch in Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel und Salzgitter für einige Stunden die Arbeit.

Durch die Aktionen in Emden, Hannover und im Stammwerk konnten rund 2.000 Autos nicht gebaut werden, sagte VW-Sprecher Otto Ferdinand Wachs bei der Kundgebung in Wolfsburg. Damit seien dem Unternehmen seit Beginn der Auseinandersetzungen etwa 7.000 Autos verlorengegangen. Wachs bezeichnete die Streiks als „unangemessenen Beitrag zur Durchsetzung der Ziele“ und forderte die Gewerkschaft auf, „sich zu bewegen“.

Mit den Streiks wollen die Beschäftigten vor allem gegen Verschärfungen der Arbeitsbedingungen protestieren, die von der Unternehmensleitung als dringend notwendig erachtet werden. So will die Geschäftsleitung die Überstundenzuschläge für Samstagsarbeit verringern. Außerdem soll die Wochenarbeitszeit um 2,4 Stunden verlängert werden, indem Arbeitspausen wegfallen. VW-Personalvorstand Peter Hartz erklärte, mit diesen Neuregelungen könne der Kündigungsschutz für die VW- Mitarbeiter für die nächsten zwei Jahre verlängert werden, ohne daß Lohneinbußen notwendig seien.

„Wenn mir jemand 20 Schläge anbietet und später 10, ist das kein echter Kompromiß“, kritisierte demgegenüber Klaus Volkert, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, in Wolfsburg. Die Forderungen der VW-Geschäftsleitung seien überzogen. Er zeigte jedoch für die heutigen Tarifverhandlungen Kompromißbereitschaft. „Die Beschäftigungsgarantie kostet ihren Preis, auch wenn das weh tut.“ Die Kosten dürften die Arbeitnehmer allerdings nicht allein tragen.

Die IG Metall fordert ihrerseits eine Lohnsteigerung von sechs Prozent und den Erhalt der bisher geltenden Beschäftigungssicherung. Zur Lohnforderung will sich die VW-Geschäftsleitung erst heute äußern. Hartz wies unterdessen Berichte zurück, wonach der Konzern in den nächsten vier Jahren 30.000 Arbeitsplätze abbauen wolle. Personalüberhänge sollten nur durch Vorruhestandsregelungen und die Viertagewoche ausgeglichen werden. BD