■ Querspalte: Rottin' in Rott am Inn
Bayern feiert. Vor knapp zwei Wochen war es König Ludwig (150), heute ist es Franz Josef Strauß (80). Zwoa schene Leich'n. Und Bayern wäre nicht Bayern, wenn man dieser Großen nicht in gebührender Weise gedächte. Beim „Kini“ tut man das seit 100 Jahren mit allerlei Firlefanz, mit Postkarten, Gesängen, Konterfeis auf Maßkrügen und Spazierstöcken sowie mit der immer wieder auflebenden Frage, wie er denn nun wirklich zu Tode gekommen ist. Bei Strauß ist zumindest das geklärt: Bei einem Jagdausflug in der Nähe von Regensburg im Oktober 88. Nicht geklärt ist freilich, wie er denn nun wirklich zu all seinem Geld gekommen ist.
Dennoch (oder deswegen) ist der Metzgerssohn aus der Schellingstraße auf bestem Wege, ebenfalls zur Legende zu werden. Zu seinem Grab in Rott am Inn pilgern auch heute noch die Freunde streitbarer bajuwarischer Politik in Scharen. Ganze Generationen von Kabarettisten und Karikaturisten, von Leitartiklern und aufrechten Linken weinen dem stiernackigen „Urgestein“ manche Träne nach. Über drei Jahrzehnte lang war Strauß eine Figur so recht geschaffen für Entsetzen wie Erheiterung, für Spott wie für Gruseln. Das ist ein Gedenken wert.
Edmund Stoiber und Theo Waigel, die schwanenhalsigen Erben des großen Vorsitzenden, werden heute mit Trommelwirbel und Bayernlied in der Gruft in Rott am Inn einen Kranz niederlegen. Und dann eilen sie in die Bayerische Staatskanzlei – das sogenannte „Straußoleum“ – zur Kabinettssondersitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: „Würdigung des Lebenswerks des Verstorbenen“. Postminister Bötsch hat bereits gestern eine Strauß-Sondermarke präsentiert. Noch scherzend hat die SZ vor kurzem vorgeschlagen, statt des Kruzifixes das Bildnis des großen Vorsitzenden in den bayerischen Schulen aufzuhängen. Warum nicht auf Maßkrügen und Spazierstöcken? Was sind Neuschwanstein und Linderhof schon gegen Staatskanzlei und Franz-Josef-Strauß-Flughafen? Schafft uns endlich den FJS-Jodler her! Thomas Pampuch
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