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■ StandbildDie Schnellen und die Toten

„Willkommen im Schleckerland“, Dienstag, 22.30 Uhr, West 3

„Es wird zuviel gesprochen“, sagt die Dame, die Manfred Höffken in seiner „Schlecker“- Dokumentation vor laufender Kamera um ein Statement bittet. Mit aggressivem Gestus versucht der Dokumentarist, PassantInnen im schwäbischen Ehingen zu einer Stellungnahme über den in diesem Ort ansässigen Drogerie- Milliardär zu bewegen. Als Einstieg in einen Film über die ausbeuterische „Schlecker“-Kette ist diese Methode der konfrontierenden Befragung plump. Es bringt wenig, den schwäbischen Sympathisantensumpf bloßzustellen.

Die Drogeriekette besteht aus 5.800 Filialen, die rund 24.800 unterbezahlte Mitarbeiter beschäftigt, zumeist Frauen. Der 50jährige Anton Schlecker veröffentlicht keine Umsatzzahlen. Die tatsächliche Effektivität seines Imperiums kann nur geschätzt werden. Höffken zitiert daher die Frankfurter Lebensmittelzeitung, in der „Schlecker“ von einem „Fachmann“ als „unproduktivstes deutsches Unternehmen“ bezeichnet wird: Die Quadratmeterumsätze pro Filiale „liegen bei Schlecker unter denen seiner Konkurrenten“. Daß dieser „Fachmann“ der direkte Konkurrent Götz W. Werner von der „dm“-Drogeriekette ist, erfahren wir nur, wenn wir die kurz ins Bild gehaltene Lebensmittelzeitung lesen.

Stringenter wurde der dreißigminütige Film, als Höffken Ex- „Schlecker“-MitarbeiterInnen zu den Ausbeutervorwürfen interviewte, die natürlich sämtlich bestätigt wurden. Von „Sklavenhaltung“ und „Zuhältermethoden“ war die Rede. Für den wirklich scharfen Bringer in diesem Film bedurfte es allerdings keiner megainvestigativen Recherche: Höffken zitierte einfach aus der „Schlecker“-Hauspostille, in der Personalchef Wolfgang Stohr aus dem Nähkästchen der Unternehmensphilosophie plaudert: „Es wird nur zwei Typen von Managern geben: die schnellen und die toten.“ Wörtlich ist dort die Rede von der „Liquidierung des Hamburger Betriebsrates“.

Um derlei Kraft durch (wenig) Freude als „faschistoid“ einzuschätzen, hätte es nicht des Diplompsychologen bedurft, der die „Schlecker“-Peitscher als ein „Mein-Mitarbeiter-will-mich- betrügen!“-System bezeichnete. Daß „Schlecker“ das volkswirtschaftliche Pendant zur klinischen Paranoia ist, hätte präziser herausgearbeitet werden können. Manfred Riepe

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