The show must go on

■ Auch nach dem Absturz ging die Flugschau in Johannisthal weiter

„Zynisch ist das schon, aber der Absturz gestern abend war werbewirksam“, erklärt sich die Programmverkäuferin Kerstin Lichtenberg die vielen Zuschauer am letzten Tag der historischen Flugschau. Der Tod von zwei Fliegern am Samstag abend auf der Flugschau hatte weder zum Abbruch der Show noch zu weniger Interesse beim Publikum geführt. Die Fahnen hingen auf halbmast, der Betrieb ging weiter.

Am Abend war der deutsche Ex-Astronaut Reinhard Furrer zusammen mit einem Piloten in einer Maschine vom Typ Messerschmitt Me108 aus dem Jahr 1944 neben dem Flugschaugelände aus ungeklärter Ursache abgestürzt. Furrer und sein Pilot wollten privat noch einige Kunstflüge unternehmen. Beide starben beim Aufprall. „Sowohl Veranstalter als auch die Piloten sind der Meinung, daß eine Fortsetzung im Sinne der beiden Toten ist“, sagte der Veranstalter. Der Besucher Johannes Mackau erfuhr erst durch die auf halbmast stehenden Fahnen und die Worte vor der Schweigeminute vom Unglück. Aber warum solle man deswegen alles absagen, fragt seine Frau: „Wo doch alles soviel Geld gekostet hat!“ Ihr Sohn, der mit seinen beiden Söhnen hergekommen ist, sieht das auch so: „Dann müßte man ja auch alle Straßen sperren, auf denen jemand ums Leben gekommen ist.“ Die Kassiererinnen haben den Eindruck, daß am Tag nach dem Unglück „mindestens doppelt so viele“ Schaulustige gekommen sind. „Ich glaube aber nicht, daß der Absturz der Grund ist“, meint Thomas Schubert. „Ich zahle doch keine 15 Mark Eintritt, weil ich Trümmer sehen will.“ Er ist aus technischem Interesse und Romantik da: „Der Traum vom Fliegen zieht die Menschen an.“ Ein Familienvater ist anderer Meinung: „Natürlich kommen nicht alle wegen des Reizes, daß da gestern zwei gestorben sind. Aber das ging durch die Medien, und da werden sich schon einige gedacht haben: Flugschau? Ach, da gehen wir doch morgen mal hin.“ Adrian Prechtel