: Algerien ohne Nachrichten
■ Als Protest gegen Journalistenmorde erscheinen drei Tage keine Zeitungen
Algier (AFP) – Nach einem erneuten Mordanschlag auf einen Journalisten stellen zahlreiche Tageszeitungen in Algerien ab heute für drei Tage ihr Erscheinen ein. Diesen Beschluß gab der Verband der Zeitungsverleger am Samstag bekannt. Der Journalist Said Brahimi und seine Frau Radscha waren nach Angaben der Behörden am Freitag nachmittag von Unbekannten im Auto erschossen worden. Die Behörden machen Islamisten für die Tat verantwortlich. Mit dem Anschlag stieg die Zahl der seit Mai 1993 ermordeten algerischen Journalisten auf 43.
Der 35jährige getötete Journalist arbeitete bei dem staatlichen algerischen Sender ENTV, seine 25jährige Frau war dort als Technikerin beschäftigt. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Sicherheitskräfte in Benschud in der Kabylei. Die genauen Umstände der Tat waren zunächst nicht bekannt. In jüngster Zeit hatten sich die Attentate auf Journalisten und Redaktionsgebäude in Algerien gehäuft. Allein in der vergangenen Woche wurden vier Journalisten getötet. Die Islamistenorganisation Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) hatte mehrfach Journalisten mit dem Tod bedroht.
In Tizi-Ouzou in der Kabylei war am vergangenen Sonntag Said Tazrout von der Tageszeitung Le Matin erschossen worden. Am gleichen Tag wurde der Karikaturist Brahim Gueroui von der französischsprachigen Zeitung El Moudjahid in einem Armutsviertel von Algier mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Am Montag war die Leiche der Radiojournalistin Jasmina Brikh im Osten von Algier entdeckt worden.
Islamisten liefern sich seit vier Jahren einen blutigen Machtkampf mit dem vom Militär gestützten algerischen Regime.
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