: Lotze belastet Hofmann
■ Kronzeuge: RAF-Terroristin war im Jahre 1977 an Haig-Kommando beteiligt
Stuttgart (dpa) – Die RAF-Terroristin Sieglinde Hofmann war nach Aussage des Kronzeugen Werner Lotze am Kommando gegen den Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig beteiligt. Im Prozeß vor dem Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart sagte Lotze gestern, Hofmann habe während des Attentats in der Fluchtwohnung auf Lotze und Rolf Klemens Wagner gewartet. Am 25. Juni 1979 war der Sprengstoffanschlag auf Haig und zwei Begleiter im belgischen Obourg nur deshalb gescheitert, weil Wagner die Bombe nach Ermittlungserkenntnissen eine Zehntelsekunde zu spät gezündet hatte.
In dem Prozeß im Gerichtsgebäude Stuttgart-Stammheim muß sich Hofmann wegen fünffachen Mordes und achtfachen versuchten Mordes verantworten. Neben dem Haig-Attentat soll sie laut Anklage auch an der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer sowie dem fehlgeschlagenen Raketenangriff auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe im Jahre 1977 mitgewirkt haben.
Nach Lotzes Schilderung soll Hofmann mit Wagner und ihm gemeinsam den Ort für die Bombe ausgesucht haben. Außerdem habe sie Haigs Fahrtrouten mit anderen RAF-Mitgliedern ausgespäht. Weiter habe Hofmann den Tunnel für das Zündkabel zur Bombe mitgegraben. In einem gußeisernen Topf wurden zehn bis zwölf Kilo Plastiksprengstoff in die Luft gejagt. Zu Hofmanns Rolle in der RAF sagte Lotze: „Frau Hofmann war innerhalb der Gruppe eine der Personen, die in der Diskussion führen konnte und geführt hat.“
Bevor Lotze aussagte, hatte die Topterroristin Brigitte Mohnhaupt ihre Aussage verweigert. Der V. Strafsenat beschloß, daß sie als Strafe die Kosten für den Hubschraubertransport von ihrer Haftanstalt nach Stammheim zu tragen hat. Der Prozeß wird heute fortgesetzt. Ein Urteil kann möglicherweise schon vor November verkündet werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen