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Irische Verkündigung

■ Pfarrer warnt von der Kanzel vor einer polygamen englischen HIV-Infizierten

Dublin (taz) – Er wollte nur die Eltern anderer junger Männer warnen, sagte der irische Pfarrer Michael Kennedy, damit sie ihre Söhne besser erziehen. Kennedy, ein Verwandter und enger Freund der ehemaligen US-Präsidentenfamilie, hatte am Sonntag von der Kanzel verkündet, daß eine Frau – eine Engländerin – bis zu 25 Männer in seiner Gemeinde in Dungarvan absichtlich mit HIV infiziert habe. Bei fünf Männern sei der HIV-Test bereits positiv ausgefallen, 20 andere warteten noch auf das Ergebnis. Die Frau habe sich offenbar „aus Wut über die eigene Infizierung an der Gesellschaft und vor allem an Männern rächen“ wollen, sagte der Priester. Sie sei im November vergangenen Jahres in die südirische Grafschaft Waterford gezogen und habe innerhalb von nicht einmal sechs Monaten mit 60 bis 80 Männern geschlafen. Inzwischen lebe sie wieder in London und sei „voller Schuldgefühle und Reue über ihre furchtbare Tat“. Die Mutter eines ihrer Opfer habe den Priester gebeten, die Sache bei der Sonntagspredigt zu erwähnen.

Der frühere Aids-Beauftragte Irlands, Dr. James Walsh, hegte gestern Zweifel an den Angaben des Pfarrers. Statistisch gesehen hätte die Frau mit jedem der Männer mindestens 500mal vaginalen Geschlechtsverkehr haben müssen, bevor es zu einer Infizierung gekommen wäre, sagte er. Es sei wissenschaftlich höchst unwahrscheinlich, daß „alle fünf ausgerechnet die unglückliche Ausnahme“ seien und sich gleich beim ersten Mal angesteckt hätten. Pfarrer Kennedy meinte zu den Einwänden: „Ich habe es hier mit einem pastoralen Problem zu tun, was immer auch die Wissenschaftler dazu sagen mögen.“ Ralf Sotscheck

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