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FAB bleibt weiter schräg

■ Ein Sanierungsversuch des kleinen "Fernsehens aus Berlin" ist gescheitert: "Spiegel" und Frank Otto stiegen aus. Jetzt suchen andere Gesellschafter andere Investoren

Seit Jahren puzzelte der Berliner Alternativsender „Fernsehen aus Berlin“ vor sich hin, 39 mittelständische Produzenten sorgten dafür, daß viel Eigenproduziertes gezeigt werden konnte – darunter nicht wenig Halbprofessionelles, dafür aber mit viel Liebe Hergestelltes. Das Publikum war dünn gesät, dafür blieben die Kosten niedrig. Über knapp 2 Millionen Mark Anlaufverluste können andere Sender (bei Vox waren es schnell 500 Millionen) nur lächeln. Doch wie die taz aus eigener Erfahrung weiß, treiben auch kleine Schulden Kleine an den Rand des Ruins.

Bei FAB machte sich in diesem Sommer einer der Gesellschafter, Spiegel-Chef Stefan Aust, daran, den Laden zu sanieren. Er und Spiegel-Manager Werner E. Klatten setzten eine neue Gesellschafterstruktur durch, bei der sie, gemeinsam mit dem Versandhauserben Frank Otto, fast die Hälfte der Anteile halten. Der Sprung zum bundesweiten Sender, unter anderem als Wiederverwertungskanal für Spiegel-TV, begann. Doch jetzt ist das Konzept gescheitert.

Vorgestern schickte Klatten einen Absagebrief an die Gesellschafter, auch im Namen von Aust und Otto. In erster Linie deshalb, weil die Medienanstalt von Berlin- Brandenburg (MABB) ihre Zustimmung verweigert hatte. Nach deren Meinung macht das völlige Umkrempeln von Gesellschafterstruktur und Programm eine neue Lizenz erforderlich. MABB-Sprecherin Susanne Grams hält das allerdings für kein großes Problem: FAB solle doch die Lizenz zurückgeben und sich einer Neuausschreibung stellen, ähnlich wie Vox und der Rundfunksender RS2 es getan hätten. Übergangsweise könnten sie ja weitersenden, und mit einem regionalen Konzept hätten sie dann gegen Lizenz-Konkurrenten gute Chancen.

Während die Welt schon vermutet, der Sender stehe „vor dem Konkurs“, gibt sich FAB-Geschäftsführer und -Gesellschafter Hans-Gerhard Roth selbstbewußt: Er habe seit langem vorhergesehen, daß das Spiegel-Konzept bei der MABB nicht durchkommen würde. Damit sei aber nur „eine bestimmte Gruppe ins Wanken gekommen“ – womit er die Leute um Spiegel und Frank Otto meint. Bisher habe diese Gruppe im Aufsichtsrat eine 3:2-Mehrheit besessen. Jetzt seien zwei davon zurückgetreten, künftig werde es eine 2:1-Mehrheit für sein Konzept geben.

Wie das aussieht? Berliner Regionalprogramm, weiterhin „mit Schrägem und Schrillem“, dazu ein Mantel für andere Regionalprogramme. Dafür sieht er nicht nur gute Werbeeinnahmen voraus (über eine die Bundesrepublik abdeckende „Werbekombi“ von verschiedenen Regionalsendern). Auch mit „sehr potenten Investoren“ sei er schon „ziemlich weit“.

Spiegel-Sprecher Kurt Otto begründete gestern gegenüber der taz noch einmal den Ausstieg seines Hauses: neben dem Nein der Medienanstalt seien es auch zwei kostspielige Entscheidungen der Geschäftsführung gewesen: ein „nachteiliger“ Vertrag über langfristige Vermarktung von Werbezeiten und der Einkauf eines teuren Programmdirektors, Wolfgang Bremke, den der Aufsichtsrat nicht genehmigt habe. Jetzt ist wohl Roth am Zug. Er muß zeigen, wer bereit ist, für sein Konzept das Geld hinzublättern. Michael Rediske

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