■ Mit dem Drachen auf Du und Du: Auf dem Stoppelfeld
Geht mir weg mit dem ganzen neumodischen Zeugs: dreistöckige Drachen, Lenk- und Gas-gebdrachen, Drachen mit Geräuschreduzierung und Kat. Gesteuert von sportlich gekleideten Menschen auf innerstädtischen Grünflächen. Da wo man gesehen wird. Paah: „Outdoor fun!“ Ein Drachen besteht aus zwei Leisten, Drachenpapier und Schnur. Und er fliegt über dem Stoppelfeld und nirgends sonst.
In der Provinz hat man einen Trecker. Und man hat Dachlatten und eine Plane und ungemein feste Schnur zum Verschnüren der Heuballen. Man baut in der Provinz Drachen so groß wie zwei Männer, hängt sie an den Trecker und huiiiii – ab geht die Post, übers Stoppelfeld. Und schon meldet die Flugüberwachung ein unbekanntes Flugobjekt.
Andere nehmen den Drachen an die Leine und gehen spazieren. Man kann mit dem Drachen stundenlang spazieren gehen, meidet man Stromtrassen und Mischwald. Bei Starkwind geht man mit dem Wind, weht nur ein Lüftchen, dreht man um. Ist die Schnur lang genug, was illegal aber schöner ist, denken die Bauern auf dem Feld, man ginge allein spazieren. Aber man ist nicht allein. Das allein ist schon ein Spaß.
Drittens schadet in der Provinz nicht, wenn man ein Kind hat. In der Stadt nervt ein Kind nur, wenn man sich mit Drachen beschäftigt, weil das Kind zurecht eifersüchtig ist. In der Provinz bindet man den Drachen mittig an die Lenkstange und huiiii – ab geht die Post. Ohne Treten!
Man sieht: Drachen sind Provinzler. Umgänglich und nett. Höchstens beißen sie mal einen Finger ab. Wenn der in eine Schnurschlaufe gerät. BuS
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