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Who the [piep] is Herrlich?

■ Pokalsieger-Cup: Mönchengladbach – Sileks Kratovo 3:0

Mönchengladbach (taz) – Wenn die Borussia – Veteranen werden's wissen – in ihrer großen Zeit die europäische Bühne betrat, passierte oft Seltsames. Da flogen Cola-Dosen, ignorierten Schiris blitzsauberste Tore, sorgten Regen und Nebel für Spielabbrüche und Flugverbote. Acht Jahre durften die Gladbacher nicht mittun, und kaum sind sie wieder da ...

Ist es normal, daß von den Rängen „Juve, Juve“ erklang? Daß der übertragende TV-Sender mit „Scheiß RTL“ begrüßt wurde? Daß Kratovos rabiatester Kicker auf den Namen Milosević hörte? Ohne solche Fragen wäre das Spiel nur einschläfernd gewesen. Der Gegner gefällig, doch gefahrlos, die Gastgeber überlegen, aber nicht überlegt. Nur Nebensächlichkeiten wärmten das Herz. Ein Tribünengrüppchen diskutierte, ob das Heimatland der Gäste „Mackedonien“ oder „Matschedonien“ ausgesprochen wird. Andere wunderten sich, daß die Kratovo-Leibchen werbefrei waren, wo der titelstiftende Sponsor „Sileks“ doch das mazedonische Äquivalent zum Bayer-Konzern sei. Und dritte taten kund, daß sich UEFA-Beobachter McInroy aus Irland über die englischsprachigen Anti-Herrlich-Gesänge amüsiert hätte.

Die Kicker trugen zum Amusement nur selten bei. Außer den Toren elektrisierte nur eine Szene die Ränge. Nach genau einer halben Stunde zielte Jörg Neun aufs Gästetor – heraus kam der wohl erste Rechtsschuß des Linksfußes in zehn Jahren Profi-Dasein. Kratovos Keeper hielt den Roller, dreißig mitgereiste Fans schwenkten rote Flaggen und die Borussen- Anhänger dachten an vergangene Tage. Doch diesmal prangten nicht – wie zu Igor Belanows Zeiten – Hammer und Sichel auf den Fahnen. Holger Jenrich

Sileks Kratovo: Trajcev – Bizimovski – Milosević, Guzelov – Nikolov, Karanfilovski, Zacharijevski (78. Ljusev), Borov, Memedi, Andovski (74. Nacev) – Boskovski (54. Micevski)

Zuschauer: 13.750, Tore: 1:0 Pflipsen (5.), 2:0 Effenberg (19.), 3:0 Klinkert (88.), Rote Karte: Borov (67.) wegen Tätlichkeit

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