: Kein neues Verfahren für Abu-Jamal
■ Weißer Richter Albert Sabo besteht auf seinem Todesurteil gegen den schwarzen Radiojournalisten Mumia Abu-Jamal / Verteidiger kündigen Berufung vor dem Obersten Gericht Pennsylvanias an
Philadelphia/Berlin (AP/taz)
Mit der Ablehnung, das Verfahren gegen Mumia Abu-Jamal wieder aufzunehmen, hat sich der weiße Richter Albert Sabo am Freitag endgültig aus dem Prozeß um den den schwarzen Radiojournalisten verabschiedet. In seiner 154 Seiten langen Begründung erklärte Sabo, die Verteidigung habe nicht glaubhaft machen können, daß es in dem 1982 von ihm selbst geleiteten Verfahren Fehler gegeben habe, und auch das von den Anwälten vorgelegten neue Beweismaterial sei nicht stichhaltig gewesen.
Daß Albert Sabo, der für die mehrwöchige Anhörung extra aus dem mit einer Rekordanzahl an Todesurteilen verdienten Ruhestand zurück ans Richterpult geeilt war, den Prozeß wieder aufrollen würde, hatte niemand erwartet. Offenkundig nur unter dem Eindruck der zahlreichen internationalen Proteste und Petitionen hatte sich Sabo überhaupt wenige Tage vor dem geplanten Hinrichtungstermin am 17. August bereitgefunden, die Tötung Abu-Jamals auf unbestimmte Zeit auszusetzen.
Der heute 41jährige Abu-Jamal war 1982 von Sabo zum Tode verurteilt worden. Ihm wird vorgeworfen, 1981 den weißen Polizisten Daniel Faulkner erschossen zu haben. Die genauen Umstände der Tat sind ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft behauptet, Abu-Jamal habe Faulkner erschossen, als dieser den Wagen von Abu-Jamals Bruder William Cook gestoppt habe. Sicher ist, daß Faulkner tot und Abu-Jamal von der Waffe des Polizisten verletzt war. Aber weder Abu-Jamal noch sein Bruder haben jemals ausgesagt. Abu-Jamal bestritt nur ein ums andere Mal, der Todesschütze gewesen zu sein. Cook, der eigentlich bei den Anhörungen erstmals als Zeuge auftreten sollte, ist aus ungeklärten Gründen nicht vor Gericht erschienen.
Die Verteidiger Abu-Jamals kündigten an, beim Obersten Gericht des Staates Pennsylvania Berufung gegen die Entscheidung Richter Sabos einlegen zu wollen. Sollten sie dort abgewiesen werden, können sie vor ein Bundesgericht ziehen. Nur einen Monat nach jenem 17. August, als Abu- Jamal bereits per Giftspritze hätte hingerichtet werden sollen, kann sich der Journalist auf weitere Jahre der juristischen Auseinandersetzung einstellen.
In Philadelphia demonstrierten am Freitag nur noch ein paar Dutzend AnhängerInnen von Abu-Jamal vor dem Rathaus – wesentlich kraftvoller war eine Gegendemonstration für die Hinrichtung Abu- Jamals, an der sich etwa 1.000 Polizisten beteiligten. Auch Philadelphias Bürgermeister Ed Rendell sprach auf dieser Kundgebung und forderte lautstark die Giftspritze für den Schwarzen. pkt
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