: Energische Uneinigkeit hilft nicht weiter
■ Neuseeland spricht mit Frankreich / Besetztes Schiff wieder geräumt
Port Moresby/Hobart (AFP/ dpa) – Der neuseeländische Ministerpräsident Jim Bolger redete am Samstag in Papua-Neuguinea erstmals offiziell mit der französischen Regierung über die Atomtests. Viel geholfen hat es wohl nicht. Nach den Verhandlungen sprach der französische Minister für Kooperation, Jacques Godfrain, von „energischen“ Diskussionen, die eine „tiefgreifende Uneinigkeit“ zutage gefördert hätten.
Bolger warnte Frankreich erneut, daß dessen Mitgliedschaft im Südpazifikforum bei einem zweiten Atomversuch in Frage gestellt sei. Neuseeland werde nur dann zufrieden sein, wenn es bei dem einen Test vom 5. September bleibe. Godfrain erklärte vor Journalisten, das Moruroa-Atoll solle nach den Atomversuchen in ein wissenschaftliches Forschungszentrum umgewandelt werden. Dieses Angebot wies Bolger bei der gemeinsamen Pressekonferenz zurück. Er erklärte jedoch, daß sein Land auch nach einem weiteren Atomversuch die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich nicht abbrechen wolle.
Die australische Polizei hat am Sonnabend nach wenigen Stunden die Besetzung eines französischen Forschungsschiffes durch Atomtestgegner im Hafen von Hobart beendet. 14 Mitglieder der Umweltschutzgruppe „Ecofleet“ hatten die „L'Astrolabe“ am Morgen vorübergehend besetzt und die Herausgabe der beiden vor dem Moruroa-Atoll beschlagnahmten Greenpeace-Schiffe „Rainbow Warrior II“ und „MV Greenpeace“ gefordert.
Zwei Demonstranten verließen nach Aufforderung der Polizei freiwillig das Schiff, die übrigen zwölf wurden vorübergehend festgenommen, aber anschließend auf freien Fuß gesetzt. Sie müssen mit Anklage wegen „unbefugten Betretens“ rechnen, teilte die Polizei mit. Die „L'Astrolabe“ soll erst im November auslaufen. Sie wird als Forschungs- und Versorgungsschiff für französische Antarktis- Forscher eingesetzt. „Ecofleet“ hat weitere Protestaktionen angekündigt.
Die französischen Winzer fürchten inzwischen um den Ertrag ihrer diesjährigen hervorragenden Weinernte. Vor allem die Verkäufe in die skandinavischen Ländern und nach Holland gingen um bis zu 50 Prozent zurück. In einer Studie gab jeder vierte Westdeutsche an, wegen der Atomtests Waren aus Frankreich boykottieren zu wollen.
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