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Alle betont friedlich

■ Unnachgiebige Verhandlungen über Kneipen-Besetzung im Schanzenviertel

Besitzer und Besetzer des „autonomen Info-Cafés“ im Schanzenviertel sind gleichermaßen unnachgiebig, aber verhandlungsbereit: Die Investorengruppe BOSW droht mit Räumung der seit Sonnabend besetzten Kneipe in der Schanzenstraße/Ecke Kampstraße, die „Wohngruppe Kampstraße“ besteht auf Bleibe- und Nutzungsrecht. Gestern abend lief das „Ultimatum“ ab, das Thomas Lange, Vertreter der Investorengruppe BOSW, den Besetzern der seit Jahren leerstehenden Kneipe gestellt hatte: Wenn sie die Räume bis 18 Uhr nicht freiwillig verlassen hätten, werde er Strafanzeige stellen und das Café räumen lassen.

Bis Redaktionsschluß dauerten die Verhandlungen zwischen Investoren, Wohngruppe und deren Anwalt Manfred Getzmann an, ohne daß die Polizei einschritt. Vereinbart wurde schließlich, das Café zunächst um spätestens Mitternacht zu verlassen. Alles weitere müsse „in den nächsten Tagen“ geregelt werden. Die Wohngruppe möchte im ehemaligen Pudels-Club „ein Info-Café für Jugendliche einrichten, die sonst kaum Räume für sich in Hamburg haben“, erklärte gestern ein Sprecher der Gruppe.

Den zehn Jugendlichen schwebt ein selbstverwalteter Betrieb mit Volxküche und Mädchencafé vor. Davon will Investoren-Vertreter Lange nichts wissen: Das Haus werde ohnehin bald abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, und im übrigen sei die Besetzung rechtswidrig.

Beide Seiten betonen, „alles möglichst friedlich regeln“ zu wollen. Die Besetzung in der Nacht zum 2. Mai, die im Chaos endete, möchte niemand wiederholen. Anwalt Getzmann versuchte gestern, mit der Investorengruppe einen Kompromiß auszuhandeln: Die Wohngruppe solle das Café zumindest am Wochenende und bis zum Haus-Abriß betreiben dürfen. Der Antrag hierzu ist bereits gestellt.

Heike Haarhoff

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