Querrille

Malcolm Ross – Low Shot (Marina/Indigo)

Die Menschen sind verschieden. Manchen geht einer ab, wenn sie die neue CD von Brian Wilson und Van Dyke Parks hören dürfen, andere freuen sich, daß Malcolm Ross es nach mehr als 15 Jahren endlich zu seinem ersten Solo-Album gebracht hat.

Eine wirkliche Überraschung ist Low Shot dennoch nicht. Auch hier dominiert des Schotten angeschrilltes, dezent zappeliges Gitarrenspiel, mit dem er schon den Sound von Orange Juice und Josef K entscheidend geprägt hatte. Für die Kompositionen waren fast immer andere zuständig, doch was hängenblieb war das scheinbar ewig-juvenile Zirpen seiner Stratocaster. Ein Großteil seiner Kumpels aus frühen Tagen revanchierte sich nun auf seinem Debüt für die treuen Dienste des – mit Verlaub – genialen Kunsthandwerkers.

Auch sie können nicht verhindern (und wollten es hoffentlich auch nicht), daß der Pop-Sommer 1982ff. längst zur Geschichte geworden ist. Viele Songs von Low Shot könnten auch von Texas Fever, dem vorletzten OJ-Album, stammen. Doch wem sagen diese Koordinaten überhaupt noch etwas, außer vielleicht einigen beflissenen Pop-Historikern oder hauptberuflichen Nostalgikern.

Edwyn Collins steht in den Top Ten, Malcolm Ross ist Gleiches zu wünschen. Ein Neubeginn wäre es dennoch nicht, selbst wenn es klappte. So oder so eine traurige Platte – aber schön. cleg