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Drei Schlaue sind stärker als ein einziger Großer

■ Der AT&T-Konzern will sich auf das weltweite Telefongeschäft konzentrieren

Berlin (taz) – Ein Dino steuert gegen den Trend. Mitten in der Fusionswelle amerikanischer Medienkonzerne hat Robert Allen, Chef der Telefongesellschaft „American Telephone and Telegraph“ (AT&T), am Mittwoch mitgeteilt, er werde seine Gesellschaft in drei Teile spalten.

Die Wall Street war begeistert. Die AT&T-Aktien stiegen um fast sieben Dollar, Allens Radikalkur scheint den Brokern einzuleuchten. Kurz und kühl beschied er den Fusionsstrategen in den Chefetagen, die zur Zeit das Feld beherrschen: „Die Zeit vertikaler Integration ist vorbei.“

Allen spricht aus Erfahrung. AT&T litt seit jeher darunter, alles alleine machen zu wollen. 1984 schritt das amerikanische Justizministerium ein und ordnete an, wenigstens der regionale Telefonverkehr müsse eigenständigen Gesellschaften überlassen bleiben. Die Baby Bells, die aus dem Monopol ausgegliedert wurden, gediehen seither prächtig.

Unter dem Druck ziemlich magerer Bilanzen legt nun Allen selbst die Axt an. Was bisher noch zusammengehörte, soll sich Konkurrenz machen. Mit 121.000 Beschäftigen wird sich ab 1996 die Kerngesellschaft „New AT&T Corp.“ ausschließlich um das weltweite Kommunikationsgeschäft kümmern. Langstreckenverbindungen für Daten und Telefongespräche bilden die Basis, dazu kommt das Mobilfunknetz „McCaw Cellular“ und die „Universal Credit Card“, die den Kunden das Bezahlen erleichtert.

Davon getrennt wird unter dem Dach der „Communications Systems“ das technische Know-how zusammengefaßt. In diese neue Firma mit ihren insgesamt 131.000 Beschäftigten sollen auch die „Bell Laboratories“ eingebettet werden – AT&T baut unter anderem eigene Telefonapparate, Glasfaserleitungen, Chips und Firmennetzwerke. Sie müssen jetzt nicht mehr unbedingt an Leitungen der Muttergesellschaft angehängt werden.

Das Schlußlicht bilden die „Global Information Solutions“ (GIS), die leidige Abteilung für Personalcomputer und Großrechner. Jahrelang hatte AT&T erfolglos versucht, in dieses Geschäft einzusteigen. Unter anderem sollten die französische Bull und Olivetti in Italien dabei helfen. Über 12 Milliarden Dollar kostete schließlich die „unfreundliche Übernahme“ des bis dahin renommierten amerikanischen Computerbauers NCR. Milliardenverluste waren die Folge, Allen will die ganze Abteilung möglichst schnell komplett verkaufen. Spekuliert wird schon über Gespräche mit Siemens und japanischen Elektronikfirmen. 8.500 Stellen werden weltweit noch in diesem Jahr gestrichen, 700 davon in Augsburg.

Doch Allen will nicht nur diese Altlast loswerden. Noch mehr denkt er an die Zukunft, die ihm von der bevorstehenden Reform der amerikanischen Telefongesetze vorgezeichnet ist. Senat und Repräsentantenhaus streiten sich nur noch um Einzelheiten. Fest steht, daß den Baby Bells erlaubt wird, ebenfalls Langstreckenverbindungen anzubieten. Die Kleinen haben treue Kunden in ihren lokalen Netzen erworben, die sie bald mit allem bedienen dürfen, was sonst nur bei der alten Mutter zu haben war. AT&T will sich für diesen Konkurrenzkampf mit neuer „Kundennähe“ rüsten, wie Allen versprach.

Die Trennung von der hauseigenen Hardware dürfte zudem die Kooperation mit ausländischen Partnern erleichtern. Zahlreiche Joint-ventures sind geplant, zum Beispiel mit den deutschen Mobilfunkern von Mannesmann. Über bloße Absichtserklärungen sind sie bisher nicht hinausgekommen. Amerikanische Regierungsstellen werfen den Europäern deshalb seit Jahren vor, ihren Telekommunikationsmarkt abzuschotten. Das Problem liegt jedoch eher beim Marktführer selbst, meinen Analytiker an der Wall Street. Denn ausländische Partner fürchteten bisher mit gewissem Recht, daß sie nicht nur Telefonverbindungen erhalten, sondern auch noch den gesamten Gerätepark von AT&T dazukaufen müssen. Niklaus Hablützel

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