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Chirac lästert und bombt

■ Frankreichs Präsident unbeeindruckt, nächster Test innerhalb von acht Tagen

Alcúldia/Berlin (taz) — Auch beim Europa-Gipfel im spanischen Alcúldia hat sich Frankreichs Präsident Jacques Chirac nicht von weiteren Atomtests abbringen lassen. Zum Abschluß der Konferenz lästerte der Franzose, zwei Tage lang habe der dänische Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen vergeblich versucht, das Thema „Atomtest“ zur Sprache zu bringen. Erst zum Schluß sei es dem Dänen mit der ihm eigenen Lebhaftigkeit gelungen. Auch Österreichs Kanzler Franz Vranitzky habe in Alcúldia eine „lange und konfuse Rede gehalten“. Zu deren Schluß glaubte Chirac zu erkennen, daß die Rede zu seiner Ehrenrettung gedacht gewesen sei. Nur den geplanten Bootstrip ließen die Regierungschefs wegen einer von Greenpeace angeführten Protestflottille zwar ausfallen.

Auch andernorts zeigte die Pariser Regierung, wie wenig sie sich um die europäische und internationale Kritik schert. Noch bevor die lang erwarteten drei EU-Beobachter überhaupt am Freitag und Samstag für reichlich 24 Stunden das Moruroa-Atoll betreten hatten, kündigte der gaullistische Parlamentarier Jacques Baumel an, daß innerhalb der nächsten 8 bis 10 Tage der nächste Atombombentest stattfinden soll — möglicherweise auf dem Nachbaratoll Fangataufa. Es werde diesmal ein größerer mit einer Sprengkraft von etwa 150.000 Tonnen TNT (achtmal so stark wie die Hiroshima- Bombe) sein, so der Abgeordnete.

Die Resolution der 103 IAEO- Mitgliedsländer, Atomtests zu unterlassen, und der Protest von 30 lateinamerikanischen Staaten gegen die weiteren Tests können diese Bombe wohl nicht aufhalten. Kein Wunder: Frankreich wird in der Resolution nicht einmal mehr beim Namen genannt. bois/ten

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