Billig-Herz unerwünscht

■ Havelklinik darf nicht operieren

Die AOK Berlin könnte Geld sparen, tut es aber nicht. Die Havelklinik, eine auf Chirurgie und Orthopädie spezialisierte Belegklinik, bietet seit Mai 1994 Operationen am offenen Herzen an, die kostengünstiger sein sollen als in den vier Herzzentren Berlins und Brandenburgs.

„Eine Erweiterung der Kapazität in Berlin/Brandenburg ist nicht nötig“, sagt dazu AOK-Sprecher Friedrich Abraham, „selbst wenn sie preiswerter sind.“ Werde die Havelklinik einbezogen, müßten woanders Herzchirurgie-Betten gestrichen werden.

Die Herzchirurgie stagniert aber nicht, sie soll vielmehr kontinuierlich ausgebaut werden. Die Kapazitäten werden Schritt um Schritt in Berlin-Brandenburg wie in ganz Ostdeutschland auf hohes westdeutsches Niveau gebracht. „Die Havelklinik bietet dazu bestehende Kapazitäten an“, sagt der für die Herzchirurgie verantwortliche Professor Harry Warncke. „Wir leben nicht auf Kosten anderer Zentren“, betont er.

Politik und Kassen haben sich aber darauf verständigt, einerseits bestehende Zentren mehr arbeiten zu lassen und andererseits neue aufzubauen. Im Juli 1995 nahm das Herzzentrum Cottbus die Arbeit auf. Gleichzeitig stiegen die Operationszahlen im Deutschen Herzzentrum, in der Charité und in der Herzklinik Buch.

Unter Hinweis darauf sieht Detlev Orwat, Staatssekretär in der Senatsgesundheitsverwaltung, keinen Anlaß, die 93-Bettenklinik (ohne Herzchirurgie) im Norden Spandaus in die Regelversorgung mit einzubeziehen. Die Havelklinik klagt dagegen vor dem Sozial- und dem Verwaltungsgericht.

Zwischen Mitte 1994 und Mitte 1995 seien der Havelklinik von Kardiologen 700 Herzpatienten angemeldet worden. Jede zweite Kostenanforderung sei aber von den Kassen abgelehnt worden. Nach Angaben der Havelklinik hätte von den Kassen in den letzten beiden Jahren jeweils gut 3,5 Millionen Mark eingespart werden können. Gerald Mackenthun, dpa