■ Journalistenlehrer Lojewski: Pensionsreif
Schwierig genug gestaltet sich die geplante Vereinigung der beiden Sender ORB und SFB. Ja, man will und muß wohl auch zusammengehen, aber wie? Da gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen. Zum Beispiel bei der Frage, wer dabei wieviel Personal einzusparen hat. Jetzt wird auch noch vor aller Öffentlichkeit klar, daß ein mindestens ebenso großes Hindernis Günther von Lojewski heißt. Daß der SFB-Intendant während der Funkausstellung einen jungen Reporter von „Inforadio“ so einschüchterte, daß dieser Lojewski das Mikrophon überließ, mag ja noch als Autoritätskonflikt durchgehen.
Doch offensichtlich wollte Lojewski mit dem Interview auf eigene Faust Medienpolitik in Fragen ARD-Struktur machen. Ist das seriöser Journalismus, wenn er als Beteiligter dem Ministerpräsidenten Stolpe Interviewfragen in eigener Sache stellt? Lojewski hatte auf diesen Zweifel aus der Redaktion eine schlaue Antwort: Man brauche ja nicht zu sagen, wer die Fragen gestellt habe. Ach wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß'.
Wer das und den Druck auf die Redaktion schon für unerträglich hielt, dem zeigte Lojewski an diesem Wochenende, daß er, ganz journalistisch, noch einen Zahn zulegen kann. In Tagesspiegel und Welt am Sonntag wurde der Konflikt, der zwischen den Senderspitzen mühevoll beigelegt schien, nach drei Wochen noch einmal aufgekocht: mit einem detaillierten Gedächtnisprotokoll des SFB-Intendanten und giftigen Pfeilen gegen die ORB-Spitze. Mittlerweile lautet deshalb die entscheidende Frage, ob die Vereinigung der beiden Sender noch lange auf das Abtreten dieses profilneurotischen Intendanten warten kann. Michael Rediske
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen