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Für die DDR geht's einigermaßen

■ Nach dem Champions-League-2:2 der Dortmunder bei den unterirdischen Glasgow Rangers beschwören Experten eine „Stärke des deutschen Fußballs“

Berlin (taz) – Für einmal war der Pluralis majestatis angebracht: „Wir müssen international noch dazulernen“ sagt Andreas Möller, nachdem gerade er im Ibrox Park zu Glasgow die Chance dazu schmählich ausgelassen hat. Aber immerhin: Behält ausgerechnet Möller klares Weichei, nachdem sämtliche Meinungsmacher von Beckenbauer („Man hat gesehen, wie stark der deutsche Fußball ist“) über Hitzfeld, Reif und Jauch bis zu Vogts sich am mittwöchlichen Champions-League-2:2 in Glasgow mächtig berauscht haben?

„Wir haben ein tolles Spiel gesehen“, findet etwa der Bundestrainer, der persönlich in Glasgow war. Nun weiß man, daß gerade Vogts, der sich beruflich viel damit beschäftigt, von taktischen Neuerungen nicht viel hält. Der Libero ist ihm heilig, der Manndecker, bei ihm Synoymn für Kohler, ebenfalls. Aus diesem historischen Verständnis von Spiel mag man die Vokabel „toll“ tolerieren. Bevor man sich aber allzusehr über die Stärke des deutschen Fußballs, jener des Meisters Dortmund sowie den sogenannten „Knackpunkt des Spiels“ (alle) ausläßt, das frühzeitige Ausscheiden des verletzten Julio Cesar nämlich, sollte man die Stärke des Gegners in Betracht ziehen. Fünfmal hatten die Rangers in der Champions League bisher zu Hause gekickt, dabei einen Treffer verbucht. Gegen Famagusta, Zypern. Diese Erfolgsziffer hat man nun um 200 Prozent gesteigert.

Die Stärke des schottischen Dauermeisters (4-4-2)? Wenn sich einer verletzt, kann Walter Smith, Trainer des größten Profikaders weit und breit, 40 Männer an der Seitenlinie sich aufwärmen lassen! Mindestens. Fußballerisch sind seine Millers allerdings nahezu allesamt Miller light. Ausnahme: Paul Gascoigne kann kicken, und das hätte gegen Tout-Dortmund fast gereicht. Ach, was zetern? „Dafür, daß der DDR-Fußball, äh der deutsche Fußball nichts wert ist“, sagte der gesamtdeutsche Libero Sammer, „geht es einigermaßen.“ Einigermaßen ist gut. pu

Borussia Dortmund: Klos - Cesar (54. Schmidt) - Freund, Kohler - Reuter, Sammer, Zorc, Möller (84. Tretschok), Kree - Ricken (80. Berger), Herrlich

Tore: 0:1 Herrlich (19.), 1:1 Gough (63.), 1:2 Kree (69.), 2:2 Ferguson (73.)

Zuschauer: 33.209

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