: Im November folgt der nächste Atomtest
■ Zweite Bombe fünfmal so groß wie die von Hiroshima. Greenpeace-Schiff gekapert
Berlin/Paris (taz) – Frankreichs Präsident Jacques Chirac hat eine zweite Atombombe mit der fünffachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe in Polynesien explodieren lassen, hat das fünfte Greenpeace- Schiff außerhalb der 12-Meilen-Zone kapern lassen, den nächsten Test für Anfang November angekündigt und die weltweiten Proteste mit einem Schulterzucken beantwortet. Was tut Greenpeace?
Greenpeace will erst mal weitermachen. „Wir schicken nächste Woche ein neues Schiff nach Moruroa“, sagte Quentin Haning vom Greenpeace-Büro in Papeete der taz. Das Schiff sei schon gechartert. Auch das Büro in Papeete bleibe entgegen anderslautenden Berichten bis auf weiteres geöffnet.
Auch die Proteste gehen weiter. Viele europäische Nachbarstaaten haben den Atomtest auf dem Archipel Fangataufa bedauert, in Norwegen haben Hunderttausende für einige Minuten die Arbeit niedergelegt, in Madrid Tausende demonstriert – in Paris nur sechzehn. Neun der vierzehn EU-Außenminister kritisierten Frankreich. Doch der britische Außenminister Malcolm Rifkind schwieg, und auch Klaus Kinkel wurde nicht zu den Protestierenden gezählt.
Die USA und Rußland haben den Test bedauert. Der Text war jeweils der gleiche wie beim ersten Test. Doch Präsident Clinton will Chirac beim Gipfeltreffen Anfang November zur Brust nehmen. Japans Regierungschef Tomiichi Murayama bezeichnete den erneuten französischen Test als „extrem bedauerlich“. Neuseelands Premier Jim Bolger will gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten von Papua-Neuguinea, Julius Cham, Frankreich vorläufig aus dem Südpazifik-Forum hinauswerfen. Die australische Transportgewerkschaft will vorläufig keine Air-France-Maschinen mehr auftanken.
Der Sockel des Moruroa-Atolls ist von vorhergehenden Tests offenbar zermürbter als offiziell bisher zugegeben. Die französische Zeitung Le Monde veröffentlicht heute eine schon 1980 vom Militär erstellte Karte, die nur für den internen Gebrauch bestimmt war und auf der Risse im Vulkansockel eingezeichnet sind. ten/dora Seiten 7 und 15
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