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Arme Frauen sind kreditwürdig

■ betr.: „Weltbank gibt weniger Kre dit an arme Länder“, taz vom 25. 9. 95

Auch die Weltbank hat gelernt und ihre Vorgehensweise den Erfordernissen der gezielten Armutsüberwindung angepaßt: von Regierungen vermittelte Förderung erreicht in der Regel nur die Eliten der Empfängerländer und stürzt die Armen in noch größeres Elend. So sind die Nichtregierungsorganisationen in der Tat wichtige Vermittler bei Armutsgutachten und im Verbreiten geeigneter Maßnahmen.

Die internationale Bürger- Lobby „Resultate“ setzt sich für das 1976 in Bangladesch von dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Muhammad Yunus gegründete Dorfbankmodell ein, das sich mit der Vergabe von Kleinstkrediten an die Ärmsten der Armen auch in Lateinamerika, Afrika und Asien bewährt hat. Die MitarbeiterInnen der Grameen-Bank, die bereits zwei Millionen Mitglieder in 35.000 Dörfern hat, gehen selbst in die Dörfer und ermutigen Arme, insbesondere mittellose Frauen, zu Selbstverantwortung und Eigeninitiative. Auch die Weltbank erkennt Kleinkredite als erfolgreiche Strategie zur Armutsüberwindung an. Yunus konnte mit seinem Konzept auf der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking überzeugen, daß Kapital nicht nur Dienerin der Reichen sein darf, sondern daß auch arme Frauen kreditwürdig sind und am Markt beteiligt werden müssen: Kredit ist ein Menschenrecht.

In Kleingruppen organisiert, übernehmen die KreditnehmerInnen durch Gruppensparen und gegenseitige Verpflichtungen Verantwortung für die Kreditrückzahlung. Die Rückzahlungsrate liegt bei 98 Prozent. Die Grameen- Bank hatte im letzten Jahr ein Kreditvolumen von 400 Millionen Dollar und geht in diesem auf die 500 Millionen Dollar zu, wodurch sie zur größten Bank der Welt für Arme wird. Ziel ist es, bis zum Jahr 2005 100 Millionen arme Frauen mit Kleinkrediten zu erreichen. Ruth Ruhemann, Darmstadt

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