■ Soundcheck
: Björk

Gehört: Björk. Vor Instrumenten, die von Holzschleifen eingefaßt waren, als hätte man jeweils die Streben eines Schaukelstuhls um sie herumgewunden, agierte eine Diseuse, die ab und zu sang und ab und zu mit den Armen Zügelhaltebewegungen ausführte. Es handelte sich um ruckelnd zuckende Bewegungen, als gelte es, eine hypnotisierte, mongolische Horde auf Pferden zu leiten, die in ein weites, durch sicheres Stürmen zu erschließendes Gelände hineingaloppiert.

Die eindrucksvoll vorpreschende Sängerin Björk lernte das Singen, als sie am Strand stand und das Meer ansang. Björks Stimme folgte auch bei ihrem Konzert in der Alsterdorfer Sporthalle der Bewegung, die eine Welle macht, welche sich von Sekunde zu Sekunde unterschiedliche Höhen und Richtungen sucht. Björk singt so, daß man hört, wie sie mehrere Melodienanfänge zusammenschmeißt und sich das Zusammengeschmissene dann ab und an erhebt.

Das klingt wie ein in gesungenen Tönen skizziertes Gegenstück zu einer „übersichtlichen Unübersichtlichkeit“. Man könnte aber auch sagen: Die Sängerin gab einer etwas zerrissenen Romantikduselei Raum.

Wenn man sich dranmacht, die Modernität aus den Kategorien „Songs“ und „guter Geschmack“ zusammenzuzählen, sind Björks Songs gute Songs.

Kristof Schreuf/Foto:jms